„Netzwerk Rechts“: Das neue soziale Netzwerk für Neonazis

Neues "Rundum-Sorglos-Angebot" für rechtsextreme Social Media-Nutzer/innen: Seit Anfang Februar ist ein neues soziales Netzwerk im Internet online. Das "Netzwerk Rechts" wendet sich nur an Neonazis und bietet der Szene eine weitere Möglichkeit, das Internet für ihre Kommunikation und Agitation zu nutzen.

Von Olga Wendtke

Angebot von und für Neonazis

Ähnlich wie die zahlreichen Blogs „Freier Kameradschaften“ und „Autonomer Nationalisten“ wirbt der Internetdienst „Netzwerk Rechts“ mit einem jungen und attraktiven Design um neue Mitglieder. Auf den ersten Blick fällt es bei dieser Aufmachung schwer, die Seite als rechtes Medium einzuordnen. Bei einem Blick auf die Mitglieder mit Pseudonymen wie „Nationaler Freiheitskämpfer“ , „SLEIPNIR“ oder „odin24“wird aber schnell klar: Dieses soziale Netzwerk ist ein Angebot von und für Neonazis. Dies unterstreicht auch die Selbstbeschreibung auf der Seite: Das Netzwerk habe sich zur Aufgabe gemacht, „Nationalisten“ zu vernetzen. Nutzer/innen können kostenlos, anonym und ohne Angst vor Repressalien ihre rassistische und menschenverachtende Ideologie austauschen. Dies ist umso wichtiger für die neonazistische Szene, weil alle großen, bekannten sozialen Netzwerken zunehmend eine Sensibilität entwickeln und rassistische, rechtsextreme und sonstige menschenfeindliche Hetze unterbinden. Sie reagieren auf die Meldungen nicht rechter Nutzerinnen und Nutzer, die antisemitische Profilbilder oder rassistische melden, wenn sie sie treffen. Häufen sich diese Meldungen, wird das ganze Profil von den Administrator/innen gelöscht.

Ein Netzwerk für den aktionsorientieren und jungen Neonazi

Dieses Problem haben die Neonazis im „Netzwerk Rechts“ nicht. In einem Besucherchat können die Mitglieder sich online unterhalten, dazu liefert ein Onlineradio Nazi-Musik. Natürlich gibt es mit Statusmeldungen, mit denen die Nazis ihren Freundeskreis bespielen und die Weltlage kommentieren können. Nutzer/innen legen ein Profil mit persönlichen Daten an. Wer über das "Netzwerk Rechts" Mails versenden will, kann dies professionell verschlüsselt mit PGP- Schlüssel und dem OTR- Fingerabdruck tun. Und auch sonst legen die Administrator/innen viel Wert auf Sicherheit und Anonymität. Nutzer/innen werden bei der Angabe zu persönlichen Daten darauf aufmerksam gemacht, dass diese in der Öffentlichkeit die Arbeit für Polizei und politische Gegner/innen erleichtern. Außerdem ist jedes Profil nur mit Foto sichtbar. Persönliche Angaben sind nur sichtbar, wenn der Nutzer zuvor eine Freundschaftsanfrage bejaht hat. Die Kommunikationsstruktur ist auf den jungen und aktionsorientierten Neonazis angepasst. Nutzer/innen können ihre Jabber ID angeben und so unkompliziert mit „Kamerad/innen“ per Messangerdienst Kontakt aufnehmen.

Die Zielgruppe von „Netzwerk rechts“ sind offenbar Neonazis aus „Freien Kameradschaften“ und sogenannte „Autonome Nationalist/innen“. Unter den Gruppennamen wie „Autonome Nationalisten NRW, Bundesweit,Weltweit!!!!!!!!“ oder „Nationaler Rap“ können sich diese über gemeinsame Themen unterhalten. Die Spalte „Nachrichten“ verbreitet laufend Neuigkeiten der Internetseite „Widerstand“. Diese Internetseite gehört zu der wichtigsten Informationsbörse der militanten „Kameradschaften“. Es spricht vieles dafür, dass auch das „Netzwerk Rechts“ aus ähnlichen Zusammenhängen entstanden ist. So wirbt das „Netzwerk Rechts“ etwa auf seiner Seite für den Maildienst „0x300“. Hinter diesem Maildienst wie auch hinter dem Bloghoster „Logr“ soll, wie die Recherche-Zeitschrift „Lotta“ berichtet, der Dortmunder Neonazikader Dennis Giemsch stecken. Dieser besäße wohl auch die nötige Computeraffinität und entsprechende Kenntnisse, um einen Internetdienst wie „Netzwerk Rechts“ zu betreiben. Der aus Dortmund- Dorstfeld stammende Giemsch betreibt außerdem auch den Online-Versandhandel „Resistore Vertrieb“. Auf dem dazugehörigen „Resistore“-Blog läuft Werbung für das rechte Soziale Netzwerk. Auffällig auch: „Resistore Blog“ und „Netzwerk Rechts“ haben beide das gleiche Design.

Neonazicommunitys sind kein neues Phänomen

Anders jedoch als bei den etablierten Social Networks wie Facebook oder SchülerVZ bleiben die Neonazis im „Netzwerk rechts“ unter sich. Neue Mitglieder, die vorher noch nie Kontakte zu der extremen Rechten hatten, werden sich in diesem Netzwerk kaum finden lassen. Neonazi-Präsenzen in allgemeinen sozialen Netzwerken werden besonders gern als leicht erreichbare Anlaufstelle für erst latent rechtsaffine Jugendliche genutzt. „Netzwerk rechts“ ist dagegen offenbar in erster Linie dafür gedacht, untereinander Kontakte zu pflegen und die Szene zu stärken. Diese Szene der „Freien Kameradschaften“ und „Autonomen Nationalist/innen“ erhält damit eine eigene Vernetzungsmöglichkeit, die die bestehenden Neonazi-Portale ergänzt. Im „Blood&Honour“ Forum oder bei „Odins Kontaktanzeigen“, einem rechten Datingportal , tummeln sich eher rechte Skinheads, die ihre volltätowierten nackten Oberkörper der Internetgemeinde zur Schau stellen.

Neonazicommunitys im Internet sind kein neues Phänomen. Allein im Jahr 2009 dokumentierte jugendschutz.net 93 soziale Netzwerke von und für Neonazis. Durch Hinweise der jugendschutz.net Mitarbeiter/innen wurden 35 dieser Communities gelöscht. Momentan nutzen 419 Mitglieder (netzwerk-rechts.com 27.02.2012) den Service von „Netzwerk Rechts“.

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