Protest gegen Islamfeindlichkeit in London 05. Juli 2017
picture alliance / AA/ Ray Tang

Monatsüberblick Islamfeindlichkeit - Juni 2017

Mehr als 200 islamfeindliche Übergriffe in drei Monaten +++ Vorsitzender des Zentralrats der Muslime: „Unsere Moscheen sind nicht mehr sicher“ +++ „Antimuslimischer Rassismus ist salonfähig geworden“ +++ Islamkritik als „Diskussionsgrundlage“ - Kontroverses Arbeitsblatt zum Islam sorgt für Ärger an Realschule in Hagen +++ Mehr islamfeindliche Übergriffe in Manchester nach Anschlag auf Popkonzert +++ Der Brandbeschleuniger: Wie Donald Trump den Hass auf Muslime in den USA geschürt hat +++

 

Zusammengestellt von Alina Darmstadt

 

Mehr als 200 islamfeindliche Übergriffe in drei Monaten

In den ersten drei Monaten des Jahres sind in Deutschland Muslime in mehr als 200 Fällen wegen ihrer Religion beleidigt und angegriffen worden oder wurden Opfer von Sachbeschädigung. Polizei und Verfassungsschutz erfassten im ersten Quartal Anzeigen zu 208 Straften mit islamfeindlichem Hintergrund, die Täter waren zumeist rechtsextreme. Zwei Menschen wurden dabei – in Baden-Württemberg und in Hessen – verletzt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei hervor. Neues Deutschland

 

Vorsitzender des Zentralrats der Muslime: „Unsere Moscheen sind nicht mehr sicher“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagt, in Deutschland werde zu wenig gegen rechtsextreme Gewalt getan. Moscheen und Muslime seien viel zu oft das Ziel solcher Angriffe. Dabei gäbe es ein einfaches Mittel, um gerade Ersttäter abzuschrecken. Doch der Ruf nach mehr Polizeischutz verhallte meist ungehört, was auch Mazyek kritisiert: "Das verstärkt das Gefühl, Religion zweiter Klasse zu sein.“ "Eine Mehrheit der Anschläge mit rechtsradikalem Hintergrund wird von Ersttätern verübt", sagte Mazyek zur Rheinischen Post. "Die haben keine lange kriminelle Vergangenheit, sondern handeln aus Wut und meist spontan heraus." Durch Polizeistreifen vor Moscheen ließen sich diese Rechtsextremen eigentlich gut abschrecken, argumentiert Mazyek. Doch Forderungen seitens der Muslime an die Polizei nach mehr Kontrollgängen fänden schlicht keinen Widerhall. Huffington Post

 

"Antimuslimischer Rassismus ist salonfähig geworden“

Muslime müssen nach Einschätzung des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, Extremismus in den eigenen Reihen entlarven. Dies könne jedoch nur im Verbund mit einem neuen Verständnis von „Wir“ wirksam sein, schreibt er in einem Gastbeitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Es helfe dagegen Terroristen, wenn alle Muslime unter Generalverdacht gerieten. Es sei ein „Ammenmärchen, wenn jemand behauptet, wir Muslime würden nicht Gesicht zeigen“, so Mazyek unter Verweis auf Demonstrationen und Solidaritätskundgebungen. Er könne es Nichtmuslimen jedoch nicht verdenken, wenn diese „von jedem Muslim erwarten, sich vom muslimisierten Terrorismus zu distanzieren. Sie sehen unsere Bemühungen meist nicht, lesen wenig oder kennen unsere unzähligen Verurteilungen zum Terrorismus nicht – auch weil diese Stellungnahmen nicht im Zentrum der Berichterstattung stehen.“ Welt

 

Islamkritik als „Diskussionsgrundlage“ - Kontroverses Arbeitsblatt zum Islam sorgt für Ärger an Realschule in Hagen

Im Religionsunterricht einer Realschule in Hagen hat ein Lehrer offenbar ein Arbeitsblatt mit islamfeindlichen Texten verteilt – als „wachrüttelnde“ Diskussionsgrundlage. In den sozialen Netzwerken sorgte das für Empörung und auch die lokale Ditib-Gemeinde schaltete sich ein. Die Schule versucht nun eine Lösung zu finden. „Wir sind enttäuscht, dass der Lehrer den Text von einer islam-kritischen Seite aus dem Internet gezogen hat“, zitierte die „Westfalenpost“ die Sprecherin der Ditib-Gemeinde Hohenlimburg, Isik Dayioglu. „Das hätte er als erfahrener Pädagoge nicht tun dürfen. Wir wollen aber, dass alles im Guten gelöst wird. Das ist uns wichtig.“ Zuvor waren die Emotionen jedoch hochgekocht. Focus

 

Mehr islamfeindliche Übergriffe in Manchester nach Anschlag auf Popkonzert

In Manchester haben seit dem Selbstmordanschlag im Anschluss an ein Popkonzert die islamfeindlichen Übergriffe extrem zugenommen. Die Polizei spricht laut Guardian von einer Steigerung um 500 Prozent. Sie dokumentierte innerhalb eines Monats 224 Fälle – im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 37. Auch die rassistisch motivierten Angriffe stiegen um 61 Prozent auf 778 Fälle. Bei dem Bombenanschlag nach dem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande waren 22 Menschen getötet worden. Die Tat eines 22-Jährigen war vom "Islamischen Staat" (IS) für sich reklamiert worden. Zeit

 

Der Brandbeschleuniger: Wie Donald Trump den Hass auf Muslime in den USA geschürt hat

Zwei brutale Attacken gegen Muslime innerhalb weniger Stunden, doch nur eine steht im breiten Fokus: In London fuhr ein Mann in eine Gruppe Muslime und tötete dabei mindestens eine Person. Aber auch im US-Bundesstaat Virginia wurde die 17-Jährige Nabra Hassanen in der Nähe einer Moschee ermordet. Sie war auf dem Nachhauseweg vom Nachtgebet. Die beiden Täter waren wohl fanatische Islamhasser. Nabras Mutter erklärte der "Washington Post": "Ich denke, es hat mit der Art zu tun, wie sie gekleidet war und der Tatsache, dass sie Muslima ist. Warum sollte jemand ein Kind töten? Was hat meine Tochter getan?" Der britische, aber in den USA arbeitende, Journalist Mehdi Hasan fragte sich deshalb: "Wann werden wir einsehen, dass der anti-muslimische Hass außer Kontrolle ist?" Huffington-Post

-- Am 25. Mai 2018 tritt die Datenschutzgrundverordnung (DSVGO) in Kraft. Die Rechtslage für Fotos ist unklar. Bis sich daran etwas ändert, machen wir Personen, die auf Fotos zu sehen sind, unkenntlich. --

 

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