Julius Hirsch Preis 2009 des DFB an "Löwenfans gegen Rechts" und ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo

Drei Fußball-Inititiven gegen Rechtsextremismus aus München, Jena und Hannover werden vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit dem Julius Hirsch Preis 2009 ausgezeichnet. Erstmals wird auch ein Ehrenpreis verliehen, den Giovanni di Lorenzo erhält, der Chefredakteur der Wochenzeitung „DIE ZEIT“.

Der Deutsche Fußball-Bund verleiht den Julius Hirsch Preis 2009 am 9. September 2009 in Hannover im Vorfeld des WM-Qualifikationsspiels gegen Aserbaidschan.Die Entscheidungen für die Preisträger fällte die Jury des Julius Hirsch Preises jetzt auf einer Sitzung im Jüdischen Zentrum in München.

Die Preisträger

Träger des Julius Hirsch Preises 2009 ist die Initiative „Löwenfans gegen Rechts“. Die seit mehr als 15 Jahren aktive Initiative von Fans und Anhängern des TSV München 1860 erhält ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.

Die Initiative „Löwenfans gegen Rechts" entstand im Umfeld des TSV München 1860 als Reaktion gegen das Phänomen zunehmender rechtsradikaler Äußerungen in den Stadien vor mehr als 15 Jahren. Die Gruppe engagiert sich im Stadion, im Internet und ihrem Magazin „Löwenmut“ gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie rund um den Fußball.

Den zweiten Platz vergab die Jury an den in Jena beheimateten Verein „Hintertorperspektive", der von Anhängern des FC Carl Zeiss Jena gegründet wurde. "Hintertorperspektiven" möchte ein Bewusstsein schaffen für Fußball als Brücke zwischen Kulturen, Generationen und Subkulturen. Der Verein bietet Projekt- und Informationsnachmittage zur Aufklärung über Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Schulen und Jugendzentren an, vermittelt aber auch sogenannte „Fanpatenschaften“ für Aussiedler und Migranten.

Das Fanprojekt Hannover wurde auf den dritten Platz gewählt. Die Initiativen aus Jena und Hannover erhalten ein Preisgeld von 6.000 beziehungsweise 4.000 Euro für ihre antirassistische Arbeit. Das "Fanprojekt Hannover will die Problemwahrnehmung fördern und Rassismus bekämpfen. Dies geschieht seit 2004 in enger Kooperation mit dem Arbeitskreis „96-Fans gegen Rassismus“, einer interdisziplinären Arbeitsgruppe aus verschiedenen Bereichen der Fanszene, der zuletzt beispielsweise entsprechende Schulungsmodelle für Vereinsmitarbeiter und Ordnungspersonal entwickelte.

Erstmals vergeben wird im Jahr 2009 der Ehrenpreis der Jury für außergewöhnliches und vorbildliches Engagement, das nicht von den Ausschreibungskriterien der Präambel des Julius Hirsch Preises erfasst wird. Der mit 5.000 Euro dotierte Ehrenpreis wird dieses Jahr an Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur und Mitherausgeber der Wochenzeitung „DIE ZEIT“, verliehen.

Namensgeber und Idee des Preises

Der Preis in Erinnerung an den in Auschwitz ermordeten jüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch (1892 bis 1943) war vom DFB im Jahr 2005 als eine Konsequenz aus der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Rolle des Verbandes in der NS-Zeit gestiftet worden. Er zeichnet den Einsatz für Toleranz und Menschenwürde, gegen Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aus.

Die Jury

Der Jury gehören neben Bundesinnenminister a. D. Otto Schily, DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und Dr. Thomas Bach, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), auch Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Prof. Maria Böhmer, die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, sowie Vertreter der Kirchen und der Familie Hirsch an.

Ehrenpreis für ZEIT-Chefredakteur Di Lorenzo

Mit dem neu geschaffenen Ehrenpreis würdigte die Jury das jahrzehntelange Engagement von Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der ZEIT. „Giovanni di Lorenzo bezieht in seinem journalistischen Wirken seit vielen Jahren eindeutig und kompromisslos Position gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus.“, stellte Dr. Thomas Bach, Jury-Mitglied und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) fest, dessen Präsidium die Wahl des Journalisten in einem Schreiben an DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger vorgeschlagen hatte. „Er fordert dies im Bewusstsein der Macht der Medien auch von seinen Kolleginnen und Kollegen ein. Mit dem Projekt „Netz gegen Nazis“ hat er eine Plattform geschaffen und die Voraussetzung für eine facettenreiche Aufarbeitung rechtsextremer Erscheinungsformen insbesondere im Alltäglichen gelegt.“

Die Internet-Plattform, die heute von der Antonio Amadeu Stiftung getragen wird, war im vergangenen Jahr auf Initiative der ZEIT in Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) der Deutschen Fußball Liga (DFL) und weiteren Organisationen des öffentlichen Lebens gestartet worden.

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