Jugendliche und rechtsextreme Musik: "Immer neugierig, oft entsetzt und froh über Informationen"

Hans Joachim Stockschläger (50) beschäftigt sich als Referent mit der „Gefährlichkeit rechtsextremer Musik“, in der Regel an Schulen in ganz Deutschland. Am 11. Juni 2009 hält er einen offenen Vortrag für die Friedrich-Naumann-Stiftung in Berlin. Im Interview erzählt er, warum die Auseinandersetzung für ihn wichtig ist.

Von Simone Rafael

Wie sind Sie zum Thema „Rechtsextreme Musik“ gekommen?

Ich bin studierter Politologie und Historiker und mache seit 1978 Seminare in der politischen Bildungsarbeit zum Thema Rechtsextremismus. Speziell mit der Musik beschäftige ich mich, weil sie das nächste und unmittelbarste Medium ist, um an Jugendliche heranzukommen – für die Neonazis ebenso wie für Referenten, die für Demokratie werben wollen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche irgendwann dem Nationalsozialismus und seinen Folgen nicht mehr mit Betroffenheit begegnen wollen, weil sie dies schon so viel in Schule und Medien getan haben. Dann ist die Auseinandersetzung mit rechtsextremer Musik ein frischer Ansatz.

Was ist gefährlich an rechtsextremer Musik?

Die Tatsache, dass Musik von den Rechtsextremen als Instrument genutzt wird, um Jugendliche gezielt vom Staatswesen wegzuführen und Demokratie und Menschenrechte abzuschaffen. Vielen Jugendlichen ist nicht klar, dass das die eigentliche Intention ist.

Sie halten Ihre Workshops zumeist in Schulen – wie reagieren die Jugendlichen auf das Thema?

Sie sind neugierig. Oft auch entsetzt. Hinterher sind sie froh, dass sie mehr wissen.

Was bewirkt die Auseinandersetzung?

Jugendliche denken selten über die Psychologie und Ideologie nach, die hinter rechtsextremer Musik steckt. Ich erkläre, wie die Manpulation über Musik funktioniert, das ist für die meisten ein Erkenntnisgewinn.

Kennen die Schülerinnen und Schüler rechtsextreme Musik?

Das ist eigentlich seit Ende der 1980er Jahre gleich: Etwa ein Drittel hat schon einmal Kontakt mit rechtsextremer Musik gehabt. Die kennen „Landser“ oder „Störkraft“, aber kaum mehr. Die Ausdifferenzierung rechtsextremer Musikstile hat bei den Jugendlichen nicht zu einem größeren Bekanntheitsgrad geführt.

Sie spielen bei Ihren Workshops auch rechtsextreme Musik als Beispiele vor – warum?

Ich möchte den Jugendlichen ja etwas klar machen, da muss ich auch Beispiele bringen. Theoretisch über Musik zu reden ist viel zu trocken für Jugendliche. Ich gebe in der Regel aber nicht an, um welche Bands es sich handelt. Und natürlich variiert mein Vortrag, je nachdem, ob ich vor Schülerinnen und Schülern der 8. oder der 12. Klasse stehe.

Vortrag

„Die Gefährlichkeit rechtsextremer Musik – am Beispiel der Berliner Bezirke“

Donnerstag, den 11. Juni 2009
18 Uhr
JugendKulturZentrum PUMPE
Lützowstraße 42
10785 Berlin

Anmeldung: yvonne.niewerth@freiheit.org

Mehr Informationen:

| Amadeu Antonio Stiftung

| Friedrich Naumann Stiftung - Für die Freiheit

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