Aufmarsch aller Kräfte am Wochenende in Dresden

Keine Frage: Es wird voll in Dresden am Wochenende. Nachdem den Neonazis zahlreiche historisch aufgeladenen Aufmarschorte durch Verschärfungen des Versammlungsrechtes abhanden kamen – u.a. Wunsiedel und Halbe - ist Dresden für die Rechtsextremen die letzte Möglichkeit, ihren Geschichtsrevisionismus öffentlichkeitswirksam am historischen Ort in Szene zu setzen. Dagegen machen demokratische Organisationen mobil. Hier alle Termine.

Von Till Kahnt und Simone Rafael

Was die Nazis machen

Nachdem aus dem Umfeld der lokalen Freien Kameradschaften in den letzten Jahren kritisiert wurde, dass der Großaufmarsch inzwischen zu einer NPD-Wahlkampfveranstaltung verkommen wäre und mit dem wahren Gedenken nicht mehr viel zu tun hätte, gibt es seit 2008 zwei verschiedene Naziaufmärsche. Am Freitag dem 13. Februar findet ein „Fackelmarsch“ statt, welcher von Freien Kräften organisiert wird und für den etwa 2000 Teilnehmer erwartet werden. Für den vor allem von der NPD getragene Großaufmarsch der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschlands“ (JLO) am Samstag werden laut Verfassungsschutz rund 6000 Teilnehmer erwartet, wie der Tagesspiegel vom 11.02.2009 berichtete.

Was man dagegen tun kann

GEH DENKEN

Das bürgerliche Bündnis gegen den Naziaufmarsch „Geh Denken“ mobilisiert in diesem Jahr bundesweit gegen den Naziaufmarsch. Knapp Tausend Personen aus Politik und Kultur sowie Organisationen unterstützen den Aufruf. Das breite Bündnis aus Zivilgesellschaft, Kirchen, Gewerkschaften und Parteien rechnet mit etwa 15.000 Teilnehmern. Es werden zeitgleich mehrere sternförmige Großdemonstrations-Züge stattfinden, um so viel wie möglich Leute auf die Straße zu bringen und wenn möglich den Neonaziaufmarsch friedlich zu stoppen. Gemeinsam mit der Kampagne "Laut gegen Nazis" veranstaltet die Amadeu Antonio Stiftung zum Abschluss ein Konzert in der Dresdner Innenstadt, auf dem beispielsweise Sebastian Krumbiegel von den Prinzen und Stephanie Stumph auftreten werden. Nachdem die CDU anfangs Bedenken gegen die Form des Protests äußerte, gibt es nun ergänzende Angebote für verschiedene Formen des Gedenkens geben soll. Die CDU setzt auf stilles Gedenken als Protest, will aber die Veranstaltungen beenden, bevor die Aktionen von „Geh Denken“ beginnen. Neu aufgelegt wird das im Jahr 2005 erfundene Symbol der Weißen Rose, welches für wahrhaftiges Erinnern und gegen Rechts- und Linksextremismus stehen soll.

Alle Informationen zum GEH DENKEN finden Sie unter

| www.geh-denken.de
oder
| www.amadeu-antonio-stiftung.de

Antifa

In diesem Jahr hat sich ausgehend vom Zusammenschluss „No Pasarán Dresden“ ein bundesweites Bündnis zusammengefunden, um gegen den Naziaufmarsch eine antifaschistische Großdemonstration am 14. Februar zu organisieren. Dem Aufruf haben sich mittlerweile über Hundert Organisationen und Gruppen angeschlossen, auch europaweit gab es erstmals große Resonanz auf die Mobilisierung durch die Antifa. Für den 13. Februar wird zu einer Kundgebung auf dem bisherigen Platz der Abschlusskundgebung der Nazis an der Trümmerfrau vorm Rathaus aufgerufen.

"No Pasarán Dresden" hat sich in diesem Jahr gegründet um eine explizit antinationale und antimilitaristische Mobilisierung zu organisieren. Die Initiatoren kritisieren auch die bisherigen Ausrichtung des Gedenkens und sprechen sich gegen eine Verdrehung von Tätern und Opfern aus. Auch eine Analyse des Zusammenhangs von Kapitalismus, bürgerlicher Gesellschaft und kollektiver Identität in Bezug auf das Gedenken sei bisher nicht geleistet. Am Samstag erwartet „No Pasarán Dresden“ rund 2000 Unterstützer.

Alle Termine in Dresden als Übersicht

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13. Februar
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11.00 Uhr
Heidefriedhof
Kranzniederlegung
Landes- und Stadtvertreter, Nazis

16.00 Uhr
Trümmerfrau/Rathaus
Kundgebung
angemeldet von GRÜNEN, Antifa-Treffpunkt

16.00 Uhr
Synagoge
Kundgebung und Mahnwache

17.00 Uhr
Altmarktgalerie/Dr.-Külz-Ring
Kundgebung und Konzert mit Egotronic, Frittenbude
angemeldet vom "Vorbereitungskreis 13. Februar" (AntiFa)

18.00 Uhr
Hauptbahnhof Nazi-Demo "Fackelmarsch"
verlegt vom Zwingerteich, Klage noch möglich, Route damit unklar

19.00 Uhr
Neumarkt/Frauenkirche
Gedenkfeier
angemeldet von Stiftung Frauenkirche

22.00 Uhr Frauenkirche (Unterkirche)
Nacht der Stille

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14. Februar
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10.00 Uhr
Synagoge
Schabbatgottesdienst

10.30 Uhr
Frauenkirche/Hofkirche/Kreuzkirche
Friedensgebete

11.00 Uhr
Hauptbahnhof
"No Pasaran"-Demo
Startpunkt nicht genehmigt, Klage eingereicht, Route damit unklar

11.00 Uhr
Elbcenter (Leipziger-/Bürgerstraße)
Treffpunkt
zur gemeinsamen Anreise GEH DENKEN

11.00 Uhr
Sachsenplatz
Treffpunkt
zur gemeinsamen Anreise GEH DENKEN

11.15 Uhr
Neumarkt
Trauerprozession mit Helma Orosz
-> Altmarkt (Mahnmal-Einweihung)

12.00 Uhr
Hauptbahnhof Nazi-Demo "Trauermarsch"
(verlegt vom Zwingerteich, Klage noch möglich, Route damit unklar)

12.00 Uhr
Altmarktgalerie/Dr.-Külz-Ring
Kundgebung
angemeldet vom "Vorbereitungskreis 13. Februar" (Antifa)

13.00 Uhr
Goldener Reiter
„GEH DENKEN“ Demo
->Synagoge -> Theaterplatz

13.00 Uhr
Neustädter Bahnhof
„GEH DENKEN“ Demo
-> Ostra-Allee -> Theaterplatz

13.00 Uhr
World Trade Center
„GEH DENKEN“ Demo
-> Ostra-Allee -> Theaterplatz

16.00 Uhr
Theaterplatz
„GEH DENKEN“
Konzert

21.00 Uhr
Chemiefabrik (Petrikirchstraße 5)
"No Pasaran"-Afterparty

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Zum Thema:

| Smudo: "Dresden hat den Nazi-Buhei nicht verdient"

|Warum die Rechtsextremen in Dresden marschieren

| Interview: "Neonaziaufmarsch in Dresden - das ist ein bundesweites Problem"

Bericht von der Pressekonferenz zum "Geh Denken":

| www.mut-gegen-rechte-gewalt.de

Weblinks

| www.geh-denken.de
| www.amadeu-antonio-stiftung.de

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