Vor fünf Jahren fand im Februar in Dresden noch der größte Naziaufmarsch Europas statt. Der gespenstische Zug durch die Dresdener Innenstadt brachte 2009 allerdings viele Menschen in der Stadt endlich zum Umdenken: Es gab mehr und mehr Proteste verschiedenster Akteur*innen, die Stadt begann, ihre verwaltungstechnischen Mittel besser auszunutzen - und beständig wachsende Blockadebündnisse sorgten schließlich dafür, dass den Neonazis in Dresden gehörig der Spaß verdorben wurde. Diesmal sollte es am 13. Februar nur noch eine stationäre Kundgebung geben. Wo, ist allerdings noch unklar. Jetzt haben die Rechtsextremen außerdem eine Demonstration am 12. Februar angemeldet. Ein Überblick der Aktivitäten.
Von Simone Rafael
Wohin mit den Nazis am 13. Februar?
Aus dem guten "Ritual" der vergangenene Jahre - Nazis verbringen ihren 13. Februar "trauernd" vor dem Bahnhof - wird diesmal offenbar nichts: Das Verwaltungsgericht Dresden entschied am Freitag, dass die Nazis nicht, wie beantragt, auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche auflaufen dürfen. Dies sei nicht möglich, weil dort und an anderen zentralen Orte der Innenstadt andere Versammlungen und Veranstaltungen stattfinden - und Sicherheitsgründe parallele Versammlungen ausschlössen. Allerdings war das Gericht der Meinung, die Nazis sollten schon einen Platz in der Dresdner Innenstadt für Ihre Kundgebung bekommen. Der von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Ausweichort - eine Fläche am Hauptbahnhof - sei "dem Anliegen der Anmelder nicht angemessen". Die Neonazis hatten sich als Ausweichplätze den Theaterplatz, den Schloßplatz, den Altmarkt oder den Postplatz gewünscht - diese werden es aber wohl auch nicht werden. Überhaupt sind die Gerichtsverhandlungen vielleicht noch nicht beendet: Aktuell liegt eine Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Bautzen, das heute entscheiden wird. Danach ist noch eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht möglich. Nach aktuellem Stand hat das Verwaltungsgericht Dresden den Neonazis eine Freifläche im Stadtzentrum zugewiesen. Unbestätigten Angaben zufolge könnte es sich dabei um einen Abschnitt der Prager Straße handeln. Den von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Wiener Platz am Hauptbahnhof hatte das Gericht als ungeeignet abgelehnt, berichtet dnn-online.de.
12. Februar
Die Rechtsextremen haben aber nun für den Vorabend, den 12. Februar 2014, eine Demonstration ab 18 Uhr angemeldt. Sie soll am Theaterplatz starten und zum Hauptbahnhof (also doch) gehen. Die Anmelder gehen von 50 bis 80 Personen aus. Ob die Demonstration erlaubt wird, entscheidet sich übrigens erst am heutigen Mittwoch. Es sind auch bereits drei Gegenveranstaltungen am Theaterplatz und am Postplatz vom DGB, dem Ausländerrat Dresden und vom Kulturbüro Sachsen und vom Superintendenten Albrecht Nolau angemeldet (ab 17 Uhr). Näheres werden die nächsten Stunden ergeben. Mehr Informationen gibt es unter www.kulturbuero-sachsen.de.
Wo trifft sich die Zivilgesellschaft am 13. Februar?
9.00 - 13.45 Uhr:
Stadtschülerrat für Toleranz und Demokratie
Ort: Kulturrathaus (Workshops)
ab 13.15 Uhr Kundgebung für Demokratie auf dem Platz vor der Dreikönigskirche
14.00-22.00 Uhr:
Stilles Gedenken am Jahrestag des 13. Februar 1945 vor der Frauenkirche. Mehr Infos: www.frauenkirche-dresden.de
14.30 Uhr:
Bündnis Dresden-Nazifrei: Aktionstag ist der 13. Feb. 2014
ab 14:30 Uhr Mahngang Täterspuren, Startpunkt Schützenplatz 14, Gewerkschaftshaus. Dort Auftaktkundgebung. Ab 15 Uhr Rundgang, der zwischen 17:30 und 18 Uhr in der Nähe des Hauptbahnhofes ankommt. Dort Abschlusskundgebung am Friedrich-Liszt-Platz. Alle Infos zu den Blockadeszenarien folgen auf der Website www.dresden-nazifrei.com
15 Uhr:
Gedenken der Stadt auf dem Heidefriedhof; Moritzburger Landstraße 299
16.30 Uhr:
Studierendendemo vom Münchener Platz aus in die Innenstadt
17 bis 18 Uhr:
Aufbau der Menschenkette rund um die Altstadt / Frauenkirche; Auftakt um 17 Uhr am Brunnen hinter dem Rathaus, gegenüber der Kreuzkirche. Mit Bläsern der Sächsischen Posaunenmission.
ab 18 Uhr
Anmeldung der Nazis, Ort noch unbekannt
18 Uhr:
Friedensgebet mit Pfarrer Michael Schlage; Glockenturm der Weinbergskirche, Albert-Hensel-Str. 3
Friedensandacht in der Frauenkirche (im Anschluss an die Menschenkette
ab 18.15 Uhr
Protest in Hör- und Sichtweite der Nazi-Demonstration
wird organisiert von "Kirche für Demokratie". Treffpunkt: m Anschluss an die Menschenkette (ca. 18:30 Uhr) am Ausgang Altmarkt-Galerie Dr.-Külz-Ring/Seestraße/Wallstraße. Von dort aus wird dann in Absprache mit der Polizei der Ort aufgesucht, an dem dieses Anliegen erfüllt werden kann. Mehr Infos: www.kirche-fuer-demokratie.de
ab 18.15: Dresdner Gedenkweg
Treffpunkt: Innenhof der Synagoge; Stationen u.a. Der große Trauernde von Wieland Förster am Georg-Treu-Platz; Trümmerstück der Frauenkirchenkuppel; Gedenkstätte/Sophienkirche/Busmannkapelle; Gedenkort für die Opfer der Luftangriffe an der Altmarkt-Südseite; Kreuzkirche (Steine des Anstoßes).
18.15
Gedenkgottesdienst mit Bischof Heiner Koch
Ort: Kathedrale, Schlossplatz
18.30 bis 22 Uhr:
Installation "Lichter der Versöhnung"
Ort: Dresdner Neumarkt; Eine fast 20 Meter große Kerze wird aus tausenden Kerzenlichtern gebildet als Symbol für Toleranz, Verständigung und Versöhnung und für das friedliche, demokratische und weltoffene Dresden (Gesellschaft zur Förderung der Frauenkirche Dresden).
19 Uhr
Gedenkkonzert zur Erinnerung an den 13. Februar 2014.
Ort: Kreuzkirche Dresden, Veranstalter: Ev.-Lutherische Kreuzkirchgemeinde. Informationen unter www.kreuzkirche-dresden.de
19 Uhr
Gedenkandacht zur Zerstörung Dresdens mit Pfarrer Christian Haustein und Posaunenchor
Ort: Trinitatiskirchruine Johannstadt, Fiedlerplatz
19 Uhr
Die Einzigartigkeit des Dresdner Gedenkens als Tradition und Problem
Ort Aktsaal der Hochschule für Bildende Künste Dresden; Veranstalter: Technische Universität Dresden, Evangelische Hochschule Dresden. Informationen unter: www.forum13-februar.de
19.30 Uhr
Konzert der Dresdner Philharmonie "Die Erlebnisse des Volkes und die furchtbare Tragödie des Krieges"
Ort: Albertinum
20 Uhr
6. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens
Ort: Semperoper
20.30 Uhr
Ökumenischer Friedensgottesdienst
Ort: Katholische Kathedrale, Schlossplatz
22 Uhr
Nacht der Stille "Wachen und Beten für den Frieden in der Welt".
Ort: Frauenkirche, Neumarkt; mit Stadtjugendpfarrer Georg Zimmermann und Team sowie Sängerinnen und Sänger des Chores der Frauenkirche, unter Leitung von Frauenkirchenkantor Matthias Grünert.
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| www.dresden-nazifrei.com
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