Schmiererei nach einem Übergriff auf einen jüdischen Kindergarten in Berlin 2009
AAS

Antisemitismus versteckt hinter Israelkritik und Kapitalismus-Bashing

Unter dem Mantel von Israel- und Kapitalismuskritik werden Juden auch in Deutschland noch immer Opfer von Hass und Gewalt. Dies ist die moderne Form des Antisemitismus, welcher die Rechtsextreme über muslimische Milieus bis hin zur Linken eint.

Von: Belltower.News

Vorfälle wie zuletzt der medial beachtete Fall antisemitischer Übergriffe an einer Schule in Berlin-Friedenau werden noch immer als Einzelfälle abgetan. Dabei ist der Antisemitismus fest etabliert, und zwar in allen Teilen der Gesellschaft, wie regelmäßige Erhebungen zu menschenfeindlichen Einstellungen bestätigen.
 

Antisemitismus ist keine Unterform von Rassismus
 

Es wird oft behauptet, Antisemitismus wäre eine Art Unterform des Rassismus und folglich reiche es, den Rassismus zu bekämpfen, alles andere erledige sich quasi von selbst. Zwar gibt es einen Zusammenhang zwischen beidem, doch eine Unterform ist Antisemitismus keinesfalls.

Er war und bleibt der Lackmus-Test für die Moderne. Er steht für Gleichwertigkeit ohne Wenn und Aber, für die komplexe Vielfalt des Lebens, für die Gleichzeitigkeit verschiedenster, manchmal auch einander widersprechender Entwicklungen, also für das Unbequeme an der Demokratie.

 
Antisemitische Straftaten um 7,5 Prozent zum Vorjahr gestiegen

 
Besonders seit der neuen Welle israelfeindlicher Demonstrationen im Jahr 2014 zeigt sich in Deutschland ein ungehemmter Judenhass. Wie sich diese Ideologie äußert, zeigt die Chronik antisemitischer Vorfälle der Amadeu Antonio Stiftung: Sie dokumentiert körperliche Übergriffe, antisemitische Sprechchöre auf Demonstrationen, Angriffe auf Synagogen.

Der Antisemitismus spiegelt sich auch im Bericht zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2016 wieder und der Bilanz der politisch motivierten Kriminalität des vergangenen Jahres. Insgesamt kam es 2016 zu 1.468 antisemitischen Straftaten, das sind 102 erfasste Fälle mehr als noch im Vorjahr und bedeutet ein Anstieg von 7,5 Prozent.
 

Antisemitismusbericht 2017

Anlässlich des am 24.04.2017 vorgelegten Antisemitismusberichts der Bundesregierung erklärt die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane:

„Wir begrüßen, dass es eine neue Bestandsaufnahme des Antisemitismus in Deutschland gibt und hoffen inständig, dass es dieses Mal eine politische Reaktion darauf geben wird. Es ist gut, dass über Antisemitismus unter Muslimen offener als früher berichtet wird. Juden sind in ihrem Alltag ständig mit Antisemitismus konfrontiert. Und sie erleben, dass die Bedrohung nicht ernst genommen wird. Dass Juden ihre Identität lieber verbergen, ist ein beschämendes Zeugnis für den Zustand unserer demokratischen Gesellschaft.“
 

Es ist an der Zeit die Ängste der deutschen Juden ernst zu nehmen
 

Antisemitische Zuschreibungen gegen Israel als jüdischen Staat sind die moderne Form des Antisemitismus, die Rechtsextreme über muslimische Milieus bis hin zur Linken eint. „Unter dem Mantel der Israelkritik und des Kapitalismus-Bashings werden Juden zum Opfer von Hass und Gewalt. Trotzdem bleiben breiter gesellschaftlicher Protest und eine Solidarisierung mit den Betroffenen aus“, führt Kahane aus. „Menschen werden auf offener Straße angefeindet, wenn sie sich als Juden erkennbar zeigen. Es ist höchste Zeit, dass ihre Ängste ernst genommen werden und antisemitische Übergriffe entsprechend verurteilt und geahndet werden."

 
"Es reicht nicht, alle paar Jahre einen Lagebericht zum Antisemitismus in Deutschland vorzulegen"

Dazu bedarf es einer Unterstützung von Anlaufstellen, die antisemitische Vorfälle registrieren und Betroffene unterstützen. „Es reicht nicht, alle paar Jahre einen Lagebericht zum Antisemitismus in Deutschland vorzulegen, der in der Praxis weitgehend folgenlos bleibt“, kritisiert Kahane. „Um wirklich effektiv gegen Antisemitismus vorzugehen, braucht es ein Bekenntnis zum Schutz von Juden. Jetzt ist es an der Politik, Tatsachen zu schaffen und die Forderungen des Antisemitismusberichtes umzusetzen. Auch die Religionsgemeinschaften müssen ihren Teil leisten, ebenso wie es die Auseinandersetzung in Wissenschaft und Bildung braucht.“
 
Die bundesweite Chronik antisemitischer Vorfälle der Amadeu Antonio Stiftung

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