Naumann, Peter

Peter Naumann (Jg. 1952) wird wegen seiner Verurteilung als Terrorist von militanten Rechtsextremisten als „Veteran der Bewegung“ angesehen. Heute arbeitet er als Parlamentarischer Berater der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen.

Im Jahr 1970 trat Peter Naumnn in die NPD und deren Jugendorganisation JN ein, 1976 wurde er zum stellvertretenden JN-Bundesvorsitzenden gewählt. Bereits 1974 experimentierte der Diplom-Chemiker (Spitzname „Bombenhirn“) mit Sprengstoff; dabei verletzte er sich schwer an der Hand, die seitdem verstümmelt ist.

Im August 1978 verübte er in der Nähe von Rom einen Sprengstoffanschlag auf die Gedenkstätte an den „Fosse Ardeatine“, die den zivilen Opfern eines Massakers der SS im Jahre 1944 gewidmet ist. Ende 1979 war er an der Sprengung von zwei Fernseh-Sendemasten beteiligt, um die Ausstrahlung einer einführenden Dokumentation „Endlösung“ zum Fernseh-Mehrteiler „Holocaust“ in Deutschland zu verhindern. 1981 wurden in der Lüneburger Heide Waffendepots mit mehr als 150 kg Sprengstoff, 50 Panzerfäusten und großen Mengen Munition entdeckt und ein Fingerabdruck Naumanns gefunden. 1982 plante er mit Komplizen die gewaltsame Befreiung des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess aus dem Gefängnis in Berlin-Spandau.

Fünf Jahre später wurde er verhaftet. Im Oktober 1988 verurteilte ihn das Oberlandesgericht Frankfurt/Main zu viereinhalb Jahren Gefängnis. Nach Verbüßung von zwei Dritteln der Haft kam er 1990 frei. Fünf Jahre später wurden bei ihm zwei Rohrbomben gefunden, nach eigenen Angaben „selbstgebaute Schwarzpulver-Raketen aus meiner Schulzeit“. Danach erklärte Peter Naumann seine Abkehr von der Gewalt und rief eine „kämpferische Gewaltfreiheit“ aus. Er führte Journalisten und Beamte des BKA zu 13 Depots in Niedersachsen und Hessen, in denen Waffen und mehr als 200 kg Plastiksprengstoff lagerten.

Die NPD hatte ihn 1987 nach seiner Verhaftung ausgeschlossen. In den Jahren nach seiner Freilassung trat Naumann als „Freier Nationalist“ bei Republikanern, Neonazi-Kameradschaften und im NPD-Umfeld auf. Ab 2001 war er als Redner Stammgast beim jährlichen „Pressefest“ der NPD-Zeitung Deutsche Stimme. Im gesamten Bundesgebiet trat Naumann bei Veranstaltungen und Schulungsabenden in Erscheinung und referierte etwa über den „multikulturellen Anschlag“ der „Volkszerstörer“ oder die „Ermordung der Reichsregierung“. Einer seiner Standardvorträge trägt den Titel „Ausgeruht den Feind erwarten – Die Bedeutung von Strategemen in Krieg und Politik“. Die rechtsterroristische Vergangenheit versuchte er als Inszenierung von „Lockspitzeln“ und „BRD-Geheimdiensten“ zu erklären.

Anfang März 2005 wurde bekannt, dass der damalige sächsische NPD-Landtagsabgeordnete Klaus-Jürgen Menzel Naumann als Mitarbeiter beschäftigte. Im August 2006 organisierte Naumann die NPD-Trauerfeier zur Beerdigung des verunglückten Landtagsabgeordneten Uwe Leichsenring. Menzel wurde im November 2006 aus der NPD-Fraktion ausgeschlossen, Naumann aber zum Jahresanfang 2007 Parlamentarischer Berater der NPD-Fraktion übernommen.

Auf dem Video-Mitschnitt eines NPD-Kongresses 2006 in Hessen ist dieses Naumann-Zitat überliefert: „Wenn im Zeitalter des Globalismus auch nach Deutschland und in andere Bereiche der weißen Menschheit fremde farbige Ströme hineingepumpt werden, dann ist das ein kriegerisches Ereignis! Das Problem ist, dass unser Volk diesen Krieg, der mit Blut geführt wird, nicht als Krieg wahrnimmt, weil kein Blut fließt.“

drucken