Presseschau ... 26.06.2018

Jude in Dortmund beschimpft und beleidigt +++ Stolpersteine in Gardelegen herausgebrochen +++ Berlin-Hellersdorf: Mann zeigt Polizei Hitlergruß +++ Ukrainie: Zentralrat warnt vor Angriffen gegen Roma in der Ukraine.

 

JUDE IN DORTMUND BESCHIMPFT UND BELEIDIGT

In Dortmund ist ein Mann jüdischen Glaubens am Sonntag (24.06.2018) mehrfach bedroht worden. Die Tatverdächtigen sind nach Angaben der Polizei Rechtsextremisten aus Dortmund und Schwelm. Nach Angaben der Polizei wurde der 26-Jährige zunächst auf der Straße beleidigt und beschimpft. Einen Schlag gegen seinen Kopf konnte er abwehren, daraufhin ließen die drei Täter von ihm ab. Es soll sich um zwei Dortmunder im Alter von 23 und 30 Jahren handeln und um einen 21-jährigen Mann aus Schwelm. Alle drei polizeibekannte Rechtsextreme. Am Sonntagabend kam es dann zu einer weiteren Begegnung. Dieses Mal wurde der Dortmunder von dem Schwelmer und einem vierten unbekannten Täter bedroht und beleidigt. Nach Polizeiangaben sollen die beiden Männer auch den verbotenen Hitlergruß gezeigt haben. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.Betrunkener reißt in Gardelegen Stolpersteine aus dem Boden

https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/angriff-jude-dortmund-100.html

 

STOLPERSTEINE IN GARDELEGEN AUS GEHSTEIG GEBROCHEN

Ein Betrunkener hat in Gardelegen Erinnerungssteine gewaltsam aus dem Gehweg herausgebrochen, die an das Schicksal jüdischer Bürger der Hansestadt erinnern. Die Motivation des 44-jährigen Mannes ist derzeit noch unklar. Laut Polizei hat der 44-Jährige am Sonntagabend neun dieser Erinnerungssteine mit einer Brechstange aus dem Gehweg in der Sandstraße gehebelt. Betroffen sind davon auch die erst vor wenigen Tagen mit Schülern in den Boden gebrachten Steine.Beobachtet wurde der Mann dabei von Zeugen. Eine Frau schilderte, der Mann habe die Stolpersteine in eine weiße Plastiktüte gestopft und in einen Papierkorb an der Straße gesteckt. Daraufhin habe sie die Polizei alarmiert, die den Angaben zufolge die neun Stolpersteine sicherstellte.

https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/stendal/gardelegen/stolpersteine-entfernt-100.html

 

BERLIN-HELLERSDORF: MANN ZEIGT POLIZEI HITLERGRUSS - STAATSSCHUTZ ERMITTELT

Ein 58-Jähriger hat am Sonntagabend in Hellersdorf der Polizei den Hitlergruß gezeigt. Gegen ihn wird nun wegen Volksverhetzung ermittelt. In Hellersdorf hat ein Mann am Sonntagabend der vorbeifahrenden Polizei den sogenannten Hitlergruß entgegengestreckt. Die Beamten waren gegen 19.10 Uhr auf der Carola-Neher-Straße unterwegs, als der Betrunkene an der Einmündung Etkar-Andre-Straße plötzlich stehen blieb und den rechten Arm mehrfach zum Gruß anhob. Als die Polizisten ihn daraufhin nach Ausweispapieren untersuchen wollten, widersetzte sich der 58-Jährige zunächst, wurde dann aber zu Boden gebracht, gefesselt und festgenommen. Ein anschließender Alkoholtest ergab bei ihm einen Wert von ungefähr zwei Promille.

https://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article214681233/Mann-zeigt-Hitlergruss-Staatsschutz-ermittelt.html

 

UKRAINIE: ZENTRALRAT WARNT VOR ANGRIFFEN GEGEN ROMA IN DER UKRAINE

Der Mord an einem 24-Jährigen in Lwiw ist laut dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma auf Rechtsextreme zurückzuführen. Die Ukraine müsse Roma besser schützen. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma macht Rechtsextreme für mehrere Angriffe auf Roma in der Ukraine verantwortlich. Die Ermordung eines 24-Jährigen am Samstag in Lwiw (Lemberg) sei das "fünfte Pogrom von rechtsextremen Gruppen gegen Roma" während der vergangenen beiden Monate, teilte der Zentralrat in Heidelberg mit. Teilweise würden die Überfälle gefilmt und ins Internet gestellt.

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-06/rechtsextremismus-zentralrat-sinti-roma-deutschland-ukraine-mord
https://www.deutschlandfunk.de/ukraine-rechtsradikale-gewalt-gegen-roma.1773.de.html?dram:article_id=421206
https://www.heise.de/tp/features/Ukraine-Toter-bei-Ueberfall-einer-Nazi-Bande-auf-ein-Roma-Lager-4091804.html

 

ITALIEN: RECHTE PARTEIEN EROBERN BEI KOMMUNALWAHLEN IN ITALIEN LINKE HOCHBURGEN

Die von der rechtsradikalen Partei Lega angeführte Regierungskoalition in Italien hat bei den Kommunalwahlen mehrere Hochburgen der Linken erobert. Die sozialdemokratische PD verlor in der Stichwahl etwa Pisa, Siena und Massa an die Rechten. Bei der zweiten Runde der Teilwahlen am Sonntag verlor die sozialdemokratische PD etwa die seit Jahrzehnten von ihr regierten Toskana-Städte Pisa, Siena und Massa an das Bündnis aus rechtsradikaler Lega, Forza Italia und Fratelli d'Italia (FDI). In der Region Emilia Romagna eroberte die mitregierende populistische Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) das Rathaus der Stadt Imola, das seit 73 Jahren in den Händen der Linken war. Die M5S siegte auch in der kampanischen Stadt Avellino, verlor aber Ragusa auf Sizilien. Die Wahlbeteiligung lag nur bei rund 46 Prozent, in der ersten Runde zwei Wochen zuvor hatte sie noch bei 60 Prozent gelegen.

http://unternehmen-heute.de/news.php?newsid=508716

 

TÜRKEI: RECHTSAUSSEN DEVLET BAHÇELI IST JETZT DER KÖNIGSMACHER

Es sah schon so aus, als hätte sich Devlet Bahçeli, der Chef der nationalistischen MHP, verspekuliert mit seinem Plan für Neuwahlen in der Türkei. Doch nun ist Recep Tayyip Erdogan im Parlament auf die Rechtsradikalen angewiesen – für Bahçeli eine goldene Gelegenheit.Bis zum Sonntag war Devlet Bahçeli in vielen politischen Kreisen der Türkei eine Art Witzfigur. Der 70-Jährige hatte seinen Verbündeten, Präsident Recep Tayyip Erdogan, zu vorgezogenen Neuwahlen gedrängt, dann sagten die Umfragen einen katastrophalen Absturz für Bahçelis Partei der Nationalen Bewegung (MHP) voraus. Doch zahlte sich die Taktik aus: Die MHP erreichte 11,1 Prozent; Erdogan braucht sie ab sofort für Mehrheiten im Parlament – plötzlich steht Bahçeli als Meisterstratege und Königsmacher da.

 

FRANKREICH: DETAILS ZU ISLAMFEINDLICHER TERRORZELLE IN FRANKREICH

Eine rechtsextreme Gruppe soll in Frankreich Attentate auf radikale Imame und verschleierte Frauen geplant haben. Unter den zehn Verhafteten ist ein pensionierter Polizist, der mutmassliche Kopf der Terrorgruppe. Die islamistische Terrorwelle in Frankreich, die 2015/16 rund 240 Menschenleben forderte, ist in den vergangenen anderthalb Jahren abgeebbt, aber die vom radikalen Jihadismus ausgehende Gefahr ist laut den Sicherheitsbehörden weiterhin gross. Nun macht die französische Terrorabwehr allerdings mit Razzien im rechtsextremistischen Milieu Schlagzeilen: Bei einer landesweit koordinierten Aktion hat der Inlandgeheimdienst DGSI am Wochenende zehn Personen festnehmen lassen, die bewaffnete Anschläge auf Muslime geplant haben sollen. Dies berichtetenfranzösische Medien am Sonntagabend unter Berufung auf Justizkreise.Die zehn Terrorverdächtigen bildeten eine Gruppe namens Actions des forces opérationnelles (AFO) und hielten mehrere geheime Treffen ab. Ihre Mitglieder machten regelmässig Schiessübungen in Sportklubs. Bei den Razzien wurden auch Waffen sichergestellt.Beim mutmasslichen Kopf der Terrorzelle handelt es sich laut Angaben aus Sicherheitskreisen um einen 65-jährigen pensionierten Polizisten aus der Gegend von La Rochelle. Er habe die seit langem schlummernde AFO reaktiviert und zu einer aggressiveren Organisation umzufunktionieren versucht. Mehrere der Festgenommenen sind ebenfalls über 50 Jahre alt, was untypisch ist für Terrorgruppen, in denen meist jüngere Männer aktiv sind.

 

RECHTSEXTREME LERNEN SCHIESSEN UND BEWAFFNEN SICH

Darauf deuten jetzt auch neu zusammengestellte Zahlen der Bundesregierung hin, die watson vorliegen: 750 bei den Behörden bekannte Rechtsextremisten verfügen demnach über eine oder mehrere waffenrechtliche Erlaubnisse. Zwischen Januar 2017 und Juni diesen Jahres gab es 19 Fälle, "in denen Rechtsextremisten einzelne oder auch mehrere aufeinanderfolgende Schießübungen abgehalten haben". Etwa die Hälfte dieser "Schießübungen" fand im europäischen Ausland statt. Die Bundesregierung listet 23 Fälle auf, in denen bewaffnete Angreifer Straftaten "gegen Asylunterkünfte" verübten. Allerdings: Es ist nicht bewiesen, dass bewaffnete Übergriffe auf Asylsuchende automatisch "von rechts" kommen. Außerdem gab es 12 bewaffnete Übergriffe auf "Asylbewerber/Flüchtlinge". Darunter viele Angriffe mit Softairs und Schreckschusspistolen. In einem Fall kam aber sogar eine Kalaschnikow zum Einsatz. Die Ausführungen stammen aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag.

 

THÜGIDA-KÖPFE ORGANISIEREN SICH BEI DEN „REPUBLIKANERN“ NEU

Der Thüringer Verfassungsschutz beobachtet die Entwicklung aufmerksam, die bisher aber nur aus Ankündigungen im Internet besteht. Morgen startet in Erfurt ein Probelauf von Neonazis: Unter dem Namen „Die Republikaner“ protestieren sie unter anderem gegen den geplanten Moscheebau im Ortsteil Marbach. Versucht neuerdings eine fast vergessene rechtsradikale Splitterpartei, Kapital aus den islamfeindlichen Aktionen in Thüringen zu schlagen? Nicht ganz. Hinter den „Republikanern“ stehen in diesem Fall führende Neonazis der selbst ernannten „Volksbewegung Thügida“, die schon in der Vergangenheit mehrfach rassistische Kundgebungen gegen den Erfurter Moscheebau veranstaltet hatte. David Köckert aus Ostthüringen, Jens Wilke aus Niedersachsen und der Leipziger Alexander Kurth werben seit Wochen vehement dafür, dass es eine „Alternative zur Alternative“ brauche. Dahinter steckt der Plan, frustrierte Mitglieder oder Ex-Mitglieder der „Alternative für Deutschland“ einzusammeln, diese aber nicht der rechtsextremen NPD zu überlassen, mit der gerade Köckert seit zwei Jahren über Kreuz liegt.

 

WAR ZSCHÄPES FREUNDIN EBENFALLS TEIL DES NSU?

Neue Recherchen weisen darauf hin, dass Zschäpes frühere beste Freundin in einen Bombenanschlag in Nürnberg verwickelt sein könnte. Im Jahr 1999 hat die rechtsradikale Terrorbande NSU eine Bombe in einem türkischen Lokal in Nürnberg gelegt, der Sprengstoff war in einer Taschenlampe versteckt. Bei der Explosion wurde ein junger Türke leicht verletzt. Bis zum Prozessbeginn in Jahr 2013war nicht bekannt, dass dieser Anschlag dem NSU zugerechnet werden muss, erst ein Mitangeklagter brachte die Ermittler darauf, dass der NSU schon damals Bomben zündete. Die Bundesanwaltschaft hat den Verletzten von damals daraufhin befragt - doch bekannt werden dessen Aussagen erst jetzt, durch Recherchen von Bayerischem Rundfunk und Nürnberger Nachrichten. Danach hat der nun 38 Jahre alte Türke eine Frau identifiziert, die auch im NSU-Verfahren immer wieder eine Rolle spielt: Susann E., die ehemals beste Freundin von Beate Zschäpeund Ehefrau des Mitangeklagten André E. Susann E., selbst bekennende Rechtsradikale, wird bei der Bundesanwaltschaft seit langem als Beschuldigte im NSU-Verfahren geführt, die Mutter von drei Kindern wurde aber nicht angeklagt. Der Verletzte von einst habe Susann E. in einer Serie von 115 Bildern als jemanden benannt, den er kenne, und erklärt: "Dieses Mädchen" komme ihm "dermaßen bekannt vor" und gehe ihm nicht mehr aus dem Kopf. Genauere Angaben machte der Mann offenbar nicht.

 

ISRAELI MIT GÜRTEL GESCHLAGEN: VIER WOCHEN ARREST FÜR 19-JÄHRIGEN SYRER

Rund zwei Monate nach der Attacke gegen einen Israeli mit Kippa in Berlin ist der 19-jährige Täter zu vier Wochen Arrest nach Jugendstrafrecht verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten befand den jungen Syrer der gefährlichen Körperverletzung mit einem Gürtel und Beleidigung für schuldig. Zudem wird er für ein Jahr unter Erziehungsaufsicht gestellt. Der Arrest gilt wegen der Untersuchungshaft als verbüßt. Der Verurteilte kommt frei. Laut Urteil muss er das Haus der Wannsee-Konferenz besuchen. In der Villa am Berliner Wannsee hatten die Nazis die systematische Vernichtung der Juden abgesprochen.

 

ANTISEMITISMUS-BEAUFTRAGTER KLEIN BEKOMMT ELF MITARBEITER

Der neue Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, bekommt nach Kritik von Opposition und Zentralrat der Juden ein Team in Horst Seehofers Heimatministerium. Kleins Posten - offiziell heißt er "Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und Kampf gegen Antisemitismus" - ist angesiedelt im Heimatministerium von CSU-Chef Horst Seehofer, seit seinem Amtsantritt Anfang Mai hatte er über Wochen nur eine Sekretärin. Zunächst waren ihm nur zwei weitere Mitarbeiter, ein Sachbearbeiter und ein Referent, in Aussicht gestellt worden.

 

KAUFBEUREN: „PAX EUROPA“ KONTRA FRIEDLICHE DEMONSTRANTEN: PROTEST GEGEN „ISLAM-AUFKLÄRUNG“

Die Kaufbeurer Fußgängerzone zeigte sich am vergangenen Samstag bunt wie schon lange nicht mehr. Dafür sorgte eine Vielzahl an Besuchern, welche der angekündigten Informationsveranstaltung am Obstmarkt zum Thema „Aufklärung über den Islam und DITIB“ beiwohnten. Der größte Teil – bestehend aus verschiedenen Organisationen hatte vermutlich weniger Interesse an der Veranstaltung der „Bewegung Pax Europa“ (BPE) zum Thema „Aufklärung über den Islam und DITIB“, sondern äußerte mit viel Lärm seinen Unmut über die Vorträge von BPE-Gründer Michael Stürzenberger und seines Gastredners Wolfgang Rotter vom AfD-Kreisverband Ostallgäu.

 

UNIONSSTREIT BESCHERT AFD REKORDHOCH

Die Fronten im Asylstreit sind verhärtet - CDU und CSU stehen sich unversöhnlich gegenüber. Das hilft in erster Linie der AfD, die in der aktuellen Forsa-Umfrage ihren Höchststand aus der Vorwoche verteidigt. In der Wählergunst zulegen kann aber auch die SPD. Vom unionsinternen Streit um die Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze profitiert vor allem eine Partei - die AfD. Laut dem aktuellen RTL/n-tv Trendbarometer vom Umfrageinstitut Forsa rangieren die Rechtspopulisten die zweite Woche in Folge auf einem Rekordhoch von 15 Prozent. Seit der Bundestagswahl im vergangenen September konnten sie 2,4 Prozentpunkte hinzugewinnen. Das ist nahezu exakt der Wert, den die Union seit der Wahl verloren hat (-2,9 Prozent). Die zerstrittene CDU/CSU kommt weiterhin nur noch auf 30 Prozent. Tatsächlich macht sich der Asylstreit für die CSU derzeit kaum bezahlt. Wenn am Sonntag Landtagswahl in Bayern wäre, kämen die Christsozialen laut Forsa auf 40 Prozent der Stimmen - das sind 7,7 Prozentpunkte weniger als 2013. Von einer absoluten Mehrheit ist die CSU also auch unter Ministerpräsident Markus Söder derzeit weit entfernt. Bezeichnend ist, dass die AfD-Anhänger in Bayern mit 67 Prozent zufriedener mit der bisherigen Arbeit Söders sind als die CSU-Anhänger (56 Prozent).

 

AFD-„FLÜGEL“-FEIER: BESCHIMPFUNGEN FÜR JOURNALIST*INNEN

AfD und freie Medienvertreter – die Situation scheint sich immer mehr zuzuspitzen. Ein Erfahrungsbericht aus Burgscheidungen in Sachsen-Anhalt.„Auch da, du dreckige Fotze“, schreit ein AfD-Anhänger, der sich auf dem Weg hinunter vom Schloss Burgscheidungen noch schnell eine schwarze Kapuze ins Gesicht gezogen und eine Sonnenbrille aufgesetzt hat. Sein Gesicht ist kaum zu erkennen. In einem Arm hält er eine gelbe Kiste, daraus zieht er ein Schild hervor: „FCK Antifa“. Obwohl direkt vor ihm einige Uniformierte stehen, ruft der Mann mit dem Kapuzenpulli und den New Balance-Turnschuhen einen konkreten Namen und ergänzt: „Drecksschweine, wir kriegen Euch“. Er bleibt kurz stehen, zieht seine Handkante am Hals vorbei – die typische Kopf-ab-Geste – und würgt laut: „krrrg!“. Kurz darauf stürzt ein weiterer schwarz gekleideter Mann, der scheinbar mit dem anderen das „Kyffhäuser-Treffen“ des völkischen „Flügels“ am Samstagnachmittag verlassen hat, mit seinem Regenschirm auf den filmenden Journalisten zu, der mit Abstand zur Straße auf einer öffentlichen Grünfläche steht.

 

MEDIALE SCHULUNG FÜR NPD & CO

Für den 7. Und 8. Juli kündigt die rechtsextreme Stiftung „Europa Terra Nostra“ ein Videoseminar in dritter Auflage an. Referent ist der NPD-Funktionär Jörg Hähnel. Unter dem Titel „Film ab! – für ein Europa mit Zukunft“ soll es eine Schulung für Videoproduktionen in Theorie und Praxis geben, wie sie auch bereits 2016 und im Vorjahr stattfand. Als Referent wird Jörg Hähnel vorgestellt, der verantwortlich für das von der NPD betriebene Onlineprojekt „Deutsche Stimme-TV“ ist.

 

WM 2018: RASSISMUS IM RUSSISCHEN FUSSBALL

Affenlaute, Beleidigungen, Nazi-Plakate: Der russische Fußball hat ein großes Problem mit Rassismus. Trotzdem stellt ein Experte einen Rückgang solcher Vorfälle fest. Dass es bei der WM bisher ruhig geblieben ist, hat aber andere Gründe.

 

KRIEGSVERBRECHER-VERGLEICH, RASSISMUS, DOPPELADLER-GESTE: DIE FIFA HAT ERSTE PROBLEME

Kriegsverbrecher-Vergleich, Doppeladler-Geste, Rassismus auf den Rängen - und mittendrin der bedauernswerte Felix Brych: Die FIFA hat nach der hochbrisanten Partie zwischen der Schweiz und Serbien (2:1) ihr erstes großes WM-Problem am Hals. Die Disziplinarkommission des Weltverbandes schiebt Sonderschichten, gleich mehrere Skandale müssen aufgearbeitet werden. Vor allem der serbische Trainer Mladen Krstajic, der mit seinem Kriegsverbrecher-Vergleich in Zusammenhang mit dem Münchner Schiedsrichter Brych für einen Eklat sorgte, muss vor dem FIFA-Urteil zittern. Ein drakonische Strafe bis hin zum WM-Ausschluss scheint nach der verbalen Entgleisung nicht ausgeschlossen. "Ich würde ihn nach Den Haag schicken", sagte der frühere Bundesligaprofi Krstajic am Samstag in Anspielung auf den Sitz des Kriegsverbrecher-Tribunals unter anderem für das ehemalige Jugoslawien. Dann ergänzte er: "Dort sollte ihm so der Prozess gemacht werden, wie sie uns (im Spiel) den Prozess gemacht haben." Mit "ihm" war Brych gemeint. Auch die serbischen Fans sind in den Fokus der FIFA geraten. Nationalistisch gesinnte Anhänger skandierten während der ersten 20 Spielminuten immer wieder "Töte den Albaner". Dabei ist der verwendete Begriff "Siptara" für die Albaner auf dem Balkan eine rassistische Beleidigung - zahlreiche Schweizer Spieler haben albanische oder kosovo-albanische Wurzeln.Der Weltverband muss sich fragen, ob eine Geldstrafe eine ausreichende Strafe darstellt oder ob die serbischen Fans nicht sogar aus den WM-Stadien verbannt werden sollten. Schließlich fährt die FIFA eine harte Linie gegen Rassismus.Angesichts des Auftritts der Serben auf den Rängen ist die Reaktion der Schweizer Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka fast nachvollziehbar. Die beiden Torschützen mit kosovo-albanischen Wurzeln hatten ihre Treffer mit der Doppeladler-Geste gefeiert. Das Formen des albanischen Wappentiers mit den Händen ist allerdings eindeutig ein von der FIFA verbotenes politisches Statement. Auch in diesem Fall scheinen Sanktionen sicher. Ermittlungen wegen des Fehlverhaltens der Anhänger gibt es derweil auch gegen Kroatien und Argentinien. Der polnische Verband wurde aus dem gleichen Grund bereits zu einer Geldstrafe in Höhe von knapp 9000 Euro verurteilt. Dass die kroatischen Spieler ihren Sieg gegen Argentinien (3:0) wieder einmal mit dem nationalistischen Lied einer umstrittenen Band in der Kabine gefeiert haben, ist der FIFA sicher auch nicht verborgen geblieben. Wie schon mehrfach bei den Turnieren in der Vergangenheit begeben sich die Kroaten damit in gefährliche Nähe zu ihrer faschistischen Geschichte.

MEIN DAMPF: DIE RECHTSEXTREME PARALLELWELT AUF DER GAMES-PLATTFORM STEAM

Auf Steam tummeln sich nationalistische Gruppen, rechtsextreme Memes, identitäre Ethnopluralisten und waschechte Neonazis. Ich benutze den Online-Distributionsdienst Steam eigentlich nur, um Geld für zu viele Computerspiele rauszuhauen. Ab und zu schaue ich in die Profile von Freunden oder vergleiche die Effizienz meiner Mikroelektronik in "SHENZHEN I/O" mit ihnen. Noch seltener suche ich im Forum eines Games nach Patch Notes oder schlage nach, wie ich "Deadly Premonition" vielleicht doch noch in diesem Leben zum Laufen bekomme. Und das war’s eigentlich. Langweiliger Kram. Die Steam-Community interessiert mich nicht. Oder aktueller: Sie interessierte mich nicht.Nennt mich naiv, aber mir war nicht klar, was hinter dem nüchternen Shop-Interface abgeht. Ich kenne die Trolle, die den Machern von "That Dragon, Cancer" schreiben, was für schlechte Eltern sie sind. Ich kenne die Kulturkämpfer, die bei jedem Spiel mit gleichgeschlechtlichem Sex laut rumheulen. Doch als ich irgendwo zwischen Umvolkungstheorien in der eigenen Familie, identitärem Hype und Reconquista Germanica erstmals die Suchfunktion der Steam-Community aktiviere, ist es vorbei mit der wohligen Ignoranz. Nicht anhalten, das ist Hakenkreuzland!

https://www.derstandard.de/story/2000082229261/die-games-plattform-steam-hat-ein-grosses-problem-neonazis

 

BESCHIMPFUNG, BELEIDIGUNG, BEDROHUNGEN: WER RETTET DEN GUTEN TON?

Soziale Medien, Pegida, Cottbus, die Echo-Verleihung - überall begegnet man Schmähungen. Die Welt ist lauter geworden, rücksichtsloser. Verroht unsere Gesellschaft oder waren wir schon immer so und werden nur empfindlicher?

https://www.deutschlandfunkkultur.de/beschimpfung-beleidigung-bedrohungen-wer-rettet-den-guten.976.de.html?dram:article_id=421261

 

THIAZI: PROZESS GEGEN WEITERE BETREIBER BEGINNT

Vor dem Rostocker Landgericht müssen sich von Dienstag an zwei weitere Betreiber des rechtsextremen "Thiazi-Forums" verantworten. Die beiden Männer sollen dafür verantwortlich gewesen sein, dass neue Musiktitel verbreitet und bestehende Songs archiviert wurden. Neben dem Vorwurf der Volksverhetzung und der Bildung einer kriminellen Vereinigung sind sie auch wegen des Verwendens von Kennzeichen und Verbreitens von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen angeklagt.

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Thiazi-Prozess-gegen-weitere-Betreiber-beginnt,thiazi132.html

 

URSACHE-PROZESS AUF ZIELLINIE VON KUGEL GETROFFENER POLIZIST SOLL IN DEN ZEUGENSTAND

Neun Monate nach Beginn des Prozesses gegen den früheren Mr. Germany Adrian Ursache kehrt das Gericht nach wochenlangem Antragsgeplänkel zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft zur Beweiserhebung zurück.

Erstmals seit Verlesung der Anklage wegen versuchten Mordes im Oktober vergangenen Jahres soll am Mittwoch der SEK-Beamte aussagen, der nach Überzeugung der Anklage von einer Kugel aus dem Revolver des Angeklagten am Hals getroffen worden war.

 

KANDEL KOMMT ​NICHT ZUR RUHE

Im Dezember 2017 wurde Mia getötet – wohl von ihrem afghanischen Ex-Freund. Die Stadt ist noch traumatisiert. Stefanie B. steht im Juni 2018 am Bahnhof Kandel mit zwei Freundinnen und raucht eine Zigarette nach der anderen. Mias Tod belaste sie immer noch, sagt sie. Vor einem halben Jahr wurde ihre Freundin mutmaßlich von dem jungen afghanischen Flüchtling Abdul D. erstochen. Er soll ihr Ex-Freund gewesen sein. Doch wie gehen die Einwohner damit um? Eine Frau erzählt, dass viele Schülerinnen wochenlang nicht in die Schule gegangen seien. Zu groß sei das öffentliche Interesse gewesen. Die Kinder hätten keine Ruhe gefunden, erzählen die Leute im Dorf. Einige Kinder seien in psychologischer Betreuung, sagt eine Schülerin. Auch Menschen aus dem Dorf, die Mia nicht kannten, sagen, sie blieben am Wochenende lieber daheim. „Es geht ja nicht anders“, sagt eine ältere Frau, „wenn hier ständig Trubel in den Straßen ist.“ Mit Trubel meint sie die Demons­trationen, die anfangs fast wöchentlich durch den Ort zogen. Vor dem Drogeriemarkt, in dem Mia starb, kam es im Frühjahr sogar zu Ausschreitungen, die von der Polizei beendet werden mussten. Das Bündnis „Frauen aus Kandel“ verfasste gar ein „Manifest von Kandel“, zehn Punkte gegen „Multikulti“ und für „Abschiebung“. Zuletzt kam es im Mai zu Protesten. Das Bündnis „Kandel ist überall“ trifft sich zwar auch außerhalb der Stadt – aber die Unruhe reicht nach wie vor bis in den Kern des Dorfes hinein: Einmal im Monat demonstrieren rechte Gruppen gegen die Flüchtlingspolitik. Meist kommt es dabei auch zu linken Gegendemonstrationen. Was bleibt, sind die Poster in den Fenstern, die wie stumme Schreie weiterstreiten: „Unsere Stadt hat Nazis satt“ oder „Kandel ist bunt“. Aber auch in Richtung der SPD-Politikerin Malu Dreyer, die aus dieser Gegend stammt: „Malu, deine Politik hat mich getötet.“

 

SATIRE-SENDER "WAHRE WELLE" IM INTERNETVERSCHWÖRUNGSTHEORIEN? NEIN DANKE!

Der Online-TV-Sender "Wahre Welle" wirkte tagelang wie ein Projekt der Rechten. In Wahrheit will die Bundeszentrale für politische Bildung aufklären.

 

THEMENWOCHE DISKRIMINIERUNG

Vom 25. - 29. Juni dreht sich alles bei uns um Diskriminierung. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Und was ist Konformitätsdruck oder Body-Shaming? mephisto 97.6 hat die Antworten zu diesen und anderen Fragen.

 

SEXISTISCHE KI: DAS NÄCHSTE TECHNOLOGIE-DESASTER

Kürzlich hörte ich meine zweijährige Tochter mit Alexa reden – dabei sind mir zwei Dinge stark aufgefallen. Erstens unterscheidet sie die körperlose Stimme nicht von einem normalen Menschen. Zweitens bellt sie in einer Art und Weise Befehle an Alexa, die in jeder sozialen Konvention als unhöflich angesehen würden. Ich war mir plötzlich sehr bewusst und beunruhigt, dass Alexa meiner Tochter ein schreckliches Frauenbild präsentiert – dass Frauen unterwürfig sind, Unhöflichkeit akzeptieren sollten und ins Haus gehören.

 

WELCOMECAMP VERNETZT GEFLÜCHTETE MEDIENMACHER

Sie ist überall, digital im Web und analog auf der Straße: fremdenfeindliche Hetze. Das WelcomeCamp Berlin hält dagegen – und zwar durch Vernetzung. Die Initiative bringt am 30. Juni Geflüchtete mit Kommunikationsprofis und Multiplikatoren zusammen. LEAD sprach mit dem WelcomeCamp-Gründer und Social-Media-Experten Bastian Koch über Hate Speech und Lautsprecher.

 

PROJEKT "NETZTEUFEL"KIRCHENPROJEKT KÄMPFT GEGEN "CHRISTLICHEN" HATE-SPEECH

Hass und Hetze im Internet finden sich auch auf Webseiten, die sich als christlich bezeichnen, so das Fazit des Projekts "NetzTeufel" der Evangelischen Akademie Berlin, das kürzlich erste Zwischenberichte veröffentlichte.

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