Presseschau ... 02.06.2016

+++Arnsdorf: „Bürgerwehr“ zerrt Geflüchteten aus Supermarkt und fesselt ihn an Baum +++ Mann in Berlin-Kreuzberg rassistisch beleidigt und mit Beil attackiert +++ Berlin-Mitte: Verschleierte Frau rassistisch beschimpft +++ Berlin: Polizei prüft rassistische Motive nach Auto-Brandserie Drohbrief: „Nationaldeutsche Bürger“ drohen Büdinger Spenden-Triathlon mit "Knall" +++

 

Arnsdorf: „Bürgerwehr“ zerrt Geflüchteten aus Supermarkt und fesselt ihn an Baum

Wie gestern durch die Polizei Sachsen bekannt wurde, haben im sächsischen Arnsdorf bei Dresden mehrere Männer bereits am 21. Mai einen Geflüchteten in einem Supermarkt angegriffen und aus dem Geschäft gezerrt. Das zeigt ein Video, das aktuell in den sozialen Netzwerken kursiert.
Die Aufnahme ist insbesondere in flüchtlingsfeindlichen Foren zu finden. Im Titel des Videos auf Youtube heißt es, der Flüchtling sei "beim Diebstahl erwischt" worden, die "Bürgerwehr Arnsdorf/Sachsen" habe sich in Selbstjustiz der Sache angenommen.
Wie die Polizei erklärt, werden damit allerdings die Tatsachen verdreht: Es gab keinen Diebstahl und keine Sachbeschädigung. Der 21-jährige Iraker, derzeit Patient in einem psychatrischen Krankenhaus, am Tag zuvor in dem Geschäft eine Telefonkarte gekauft. Bei deren Aktivierung habe er allerdings Schwierigkeiten gehabt.
Deshalb sei er am 21. Mai zweimal erneut in den Supermarkt gekommen, um das Problem zu klären. Er hatte jedoch Schwierigkeiten, sich mit den Mitarbeitern zu verständigen. Der Mann soll in Rage geraten sein, eine Flasche Wein aus einem Regal genommen haben und damit die Filialleiterin sowie eine Mitarbeiterin bedroht haben. Verletzt wurde dabei laut Polizeiinformationen niemand.
Anschließend seien vier schwarz bekleidete Männer mit dem T-Shirt Aufdruck „Bürgerwehr“ ins Geschäft gekommen und hätten den 21-Jährigen ergriffen und aus dem Geschäft gebracht. Dabei sei es zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen.
Die Polizei wurde per Notruf alarmiert. Als sie dort eintraf, habe sie den Flüchtling mit Kabelbindern an einen Baum gefesselt auf dem Parkplatz aufgefunden. Die verantwortlichen Männer gaben an, ihn so an einer Flucht hindern zu wollen.
In Arnsdorf selbst ist der Vorfall indessen längst bekannt, kam sogar bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates zur Sprache. Denn Angela Bischof (Bürgerforum) sprach ihren Ratskollegen Detlef Oelsner (CDU) konkret darauf an. Grund: Er war einer der besagten vier Männer.
Oelsner war im vergangenen Jahr Bürgermeisterkandidat für die CDU. Er sagte zum dem Vorfall lediglich: Er sagte lediglich: „Wir haben Zivilcourage gezeigt und hätten das bei jedem anderen ebenfalls getan. Auch wenn es ein Deutscher gewesen wäre.“

 

Mann in Berlin-Kreuzberg rassistisch beleidigt und mit Beil attackiert

Die Polizei hat am Nachmittag einen Verdächtigen in BerlinKreuzberg festgenommen, der einen Mann rassistisch beleidigt und dann mit einem Beil attackiert haben soll. Der Tatverdächtige sei zunächst mit Bauarbeitern vor seinem Wohnheim in Streit geraten, berichtete die Polizei. Der 28-Jährige soll sich dann mit einem Beil bewaffnet haben. Als er dann im Wohnheimflur einen türkischen Bewohner traf, beleidigte er diesen zunächst rassistisch. Anschließend griff er ihn mit dem Beil an.
Der 48-Jährigen soll aber in diesem Moment eine Haustür zugeschlagen haben, so dass das Beil in der Tür stecken blieb. Daraufhin verfolgte er den Flüchtenden kurz, bevor er ins Wohnheim zurückkehrte. Die von Anwohnern alarmierten Beamten nahmen den Mann fest.

 

Berlin-Mitte: Verschleierte Frau rassistisch beschimpft

Ein bislang unbekannter Mann soll am Dienstagvormittag eine Frau in Berlin-Gesundbrunnen rassistisch beleidigt haben. Kurz vor 10 Uhr soll er nach Angaben der Polizei die 27-jährige verschleierte Frau vor einem Einkaufscenter  beschimpft haben. Noch vor dem Eintreffen der gerufenen Polizisten habe sich der Mann vom Tatort entfernt. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes führt die Ermittlungen wegen der ausländerfeindlichen Beleidigung.

 

Berlin: Polizei prüft rassistische Motive nach Auto-Brandserie

Nach Brandanschlägen in Berlin-Oberschöneweide auf mehrere parkende Autos prüft die Polizei, ob es sich um politisch motivierte Aktionen handelt, das bestätigte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch der Berliner Morgenpost.
14 Fahrzeuge waren in den vergangenen Tagen in Oberschöneweide angezündet worden. Das Besondere: Bei dem Großteil der angezündeten Autos handelt es sich um in Polen zugelassene Wagen. In wie weit es sich bei den Brandanschlägen um politisch motivierte Aktionen handelt, kann die Polizei zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

 

Drohbrief: „Nationaldeutsche Bürger“ drohen Büdinger Spenden-Triathlon mit "Knall"

Erneut haben Unbekannte gegen einen Charity-Triathlon in Büdingen gehetzt. Dort dürfen Flüchtlinge gratis mitlaufen. Die selbsternannten "Nationaldeutschen Bürger" drohen deswegen mit einem "Knall".
Wenige Tage vor dem Veranstaltungsbeginn eines Büdinger Charity-Triathlons sind erneut Drohbriefe in der Wetterau-Gemeinde verschickt worden. "WIR wollen kein Asylbetrüger-Triatlon beim Weinfest in der Altstadt" [sic] heißt es in dem Schreiben, das neben der Büdinger Polizei und dem Kreis-Anzeiger auch der SPD-Kommunalpolitiker Manfred Scheid am Mittwoch erhielt. Er veröffentlichte den Brief in den sozialen Netzwerken.
Die als Verfasser gekennzeichneten "Nationaldeutschen Bürger Büdingen" nehmen es mit Rechtschreibung und Grammatik nicht so genau. Dafür ist ihre Botschaft unmissverständlich. "Keine Fremden, Muslime in der Altstadt" schreiben sie und versehen ihren Brief noch mit einer Drohung: "Müssen wir es erst knallen lassen, bevor ihr das kapiert?"
Büdingen war zuletzt häufiger wegen rechter Tendenzen in die Schlagzeilen gekommen. Ein Fackelmarsch von Rechtsradikalen sorgte Ende Januar zunächst für Auseinandersetzungen vor Gericht und dann für eine Gegendemonstration mit 800 Teilnehmern. Bei der Kommunalwahl im März hatte die NPD 10,2 Prozent der Stimmen erhalten.

 

Neonazis in Österreich: Zunahme rechtsextremer Straftaten

Rechtsextremistisch motivierte Straftaten nehmen in Österreich zu. Das belegt ein Rechtsextremismusbericht, den die Grünen am Dienstag präsentierten. Sie haben ihn gemeinsam mit namhaften Experten zusammengestellt, weil die ÖVP-FPÖ-Regierung im Jahre 2002 den bis dahin jährlich erscheinenden Bericht eingestellt hat.
Das Dokument stützt sich auf offizielle Daten und berücksichtigt auch nur jene Vorfälle, die von der Polizei als rechtsextrem eingestuft werden, sagt Justizsprecher Albert Steinhauser. Seit 2011 wird ein besorgniserregender Trend festgestellt. Wurden damals nur 479 rechtsextreme Tathandlungen gemeldet, so waren es 2015 mit 1.156 mehr als doppelt so viele.

 

Sachsen-Anhalt: AfD-Abgeordneter kontrolliert ab jetzt Verfassungsschutz

In Sachsen-Anhalt wird der Verfassungsschutz künftig auch von einem Abgeordneten der rechtspopulistischen AfD kontrolliert. Der Magdeburger Landtag wählte den AfD-Politiker Volker Olenicak aus Bitterfeld am Mittwoch mit knapper Mehrheit in die Parlamentarische Kontrollkommission (PKK). Olenicak erhielt im ersten Anlauf 48 von 86 abgegebenen Stimmen; 44 Stimmen wären notwendig gewesen.
Olenicak gilt als offen für weit rechtes Gedankengut. Laut dem Grünen Innenpolitiker Sebastian Striegel hat er sich „auf Facebook wiederholt rassistisch und antisemitisch geäußert und war bei diesen Montagsdemos aus dem Reichsbürgerspektrum dabei“.
Olenicak sagte zu dem von den Grünen erhobenen Vorwurf von Kontakten zu sogenannten Reichsbürgern: "Das ist völliger Schwachsinn." Und weiter: "Nur weil ich jemanden kenne, bin ich doch kein Reichsbürger." Er räumte aber ein, bei Mahnwachen in Bitterfeld oder auch einer Pegida-Demonstration gewesen zu sein, ohne jedoch die Meinung der Initiatoren zu teilen.

Was passiert nun in Sachsen-Anhalt, wenn die Partei noch weiter nach rechts driftet und somit schließlich selbst ein Fall für den Verfassungsschutz wird?

Olenicak selbst teilte noch im Herbst ein Foto der Bundeskanzlerin. Die Aufschrift: „Verräterin Merkel gefährdet den Frieden in Europa. Rücktritt der zionistischen US-Agentin.“

 

Antisemit im Landtag BaWü? Vorwürfe gegen AfD-Abgeordneten Gedeon

Der AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon (69) bezeichnet in seinem 2012 erschienenen Buch „Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten“ die Holocaust-Leugner Horst Mahler, Ernst Zündel und David Irving als „Dissidenten“. In dem Buch, aus dem die „Bild“-Zeitung am Mittwoch zitierte, heißt es: „Schließlich predigt man Toleranz und ist empört, wenn in China Dissidenten für Jahre ins Gefängnis wandern. Gleichzeitig sperrt man die eigenen Dissidenten (z.B. Irving, Mahler, Zündel u.a.) für Jahre hinter Gitter.“
Der Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber sieht in Gedeon einen „Anhänger von antisemitischen Verschwörungsauffassungen“. Er bezieht sich auf weitere Bücher von Gedeon, in denen der pensionierte Arzt bezweifelt, dass es sich bei dem Pamphlet „Die Protokolle der Weisen von Zion“ um eine antisemitische Fälschung handelt

Laut „Endstation Rechts“ wird anhand der Schriften Gedeons klar, dass es sich bei ihm um einen Anhänger antisemitischer Verschwörungstheorien handelt.

 

Wie V-Männer das braune Netz aufbauten

Das Internet spielt für die rechtsextreme Bewegung seit Jahren eine wichtige Rolle. Einige Szeneseiten wurden von V-Leuten maßgeblich mit aufgebaut. So konnten sie sich tarnen - und kamen einfach an Informationen.
"Unterstütze das "NDB" Projekt, indem du uns Beiträge, Filmmaterial oder Bilder schickst." So rief R. auf der von ihm verantworteten Seite dazu auf, Fotos zu liefern. Auf diesem Weg konnte er zum einen unauffällig bundesweit und sogar international zahlreiche Kontakte knüpfen, zum anderen saß er direkt an der Quelle für interne Informationen, die ihm von anderen Neonazis frei Haus geliefert wurden, was wiederum seinen Einfluss in der Szene und seinen Wert als Quelle des Bundesamts für Verfassungsschutz vergrößert haben dürfte.
Als das Internet in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte, bauten Neonazis bereits das "Thule-Netz" auf. Über Mailboxen vernetzte sich die Szene, informierte über Aufmärsche, knüpfte Kontakte. Maßgeblich war dabei der V-Mann Kai D. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete 2012, Bayerns Verfassungsschutz habe sich über D. aktiv am Aufbau des Netzes beteiligt.
Etwa 800 D-Mark soll D. monatlich erhalten haben, zusätzlich habe er Geld für seine Auslagen bekommen, etwa für Technik und Betrieb seines Knotenpunktes im "Thule-Netz" - über Jahre hinweg. D. war von 1987 an mehr als zehn Jahre für den bayerischen Verfassungsschutz tätig. Mit dem Sachverhalt vertraute Personen gehen laut SZ, davon aus, dass der Verfassungsschutz nach vorsichtigerer Schätzung womöglich weit mehr als 150.000 Mark an D. im Laufe der Jahre bezahlt haben könnte. Öffentliches Geld, das in den Aufbau von brauner Struktur investiert wurde. Es war Pionierarbeit, um die braune Szene zu vernetzen - und sie so schlagkräftig aufzustellen.

 

​"Bester Aufrissplatz": Wie Identitäre über Frauenhäuser denken

"Frauenhaus. Bester Aufrissplatz. Eine ist immer da.", "Bordellschutzhaus", "Commedy Abend" im Frauenhaus. Das sind nur einige der Meldungen, die gestern von Sympathisanten der "Identitären Bewegung" in den sozialen Netzwerken verbreitet wurden.
Sogar ein Video wurde von Martin Sellner, dem Leiter der neofaschistischen Gruppe, im Netz veröffentlicht. Folgender Dialog ist darin zu finden:
Martin Sellner: "Einen letzten Kommentar, bevor wir ins Frauenhaus Graz gehen?"
Patrick Lenart (Leiter IB Steiermark): "Du hast mir versprochen, dass man sich dort die Frauen aussuchen kann."
Martin Sellner: "Luca, kommst mit Frauenhaus?"
Luca Kerbl (Ex-FP-Obmann Graz Lend): "Das ist sowieso klar, deshalb bin ich hergekommen."
Ausgangspunkt für diese Ereignisse war eine angebliche Attacke auf die Wohnung eines IB-Aktivisten. In der Nacht von Sonntag auf Montag soll laut der IB in der Wohnung des Lukas Z. ein Fenster eingeschlagen worden, danach seien Farbbeutel in die Wohnung geworfen worden. Bilder im Netz zeigen rote Farbe in einer Küche. Vor kurzem hatten Mitglieder der IB im Rahmen der Störung des Theaterstücks "Die Schutzbefohlenen" in Wien selbst rote Farbe verschüttet.
Die jetzigen Vorfälle rund um das Frauenhaus Graz können gleichzeitig als besonders zynisch betrachtet werden. Noch zu Weihnachten hatte die IB dazu aufgerufen, im Rahmen einer sogenannten "Patriotischen Solidarität" Spenden an das Frauenhaus Graz zu übergeben. Von einer solchen Spendenaktion weiß das Frauenhaus Graz übrigens nichts.

 

Prozess gegen Valentin S.: Tumult nach den Plädoyers

Im Prozess um den Bremer Ultra Valentin S. fordert die Staatsanwaltschaft über drei Jahre Jugendhaft, der Verteidiger plädiert auf Bewährung. Am Ende kam es zum Tumult im Gerichtssaal: Es hätte der letzte Verhandlungstag gegen den linken Ultra Valentin S. und den Mitangeklagten Wesley S. vor dem Landgericht Bremen sein sollen. Doch Richter Manfred Kelle verlegte ein mögliches Urteil auf den nächsten angesetzten Verhandlungstag am 28. Juni. Dabei hatte wohl auch bei einigen UnterstützerInnen im Publikum die Hoffnung bestanden, dass Valentin S. womöglich am Mittwoch aus der Untersuchungshaft hätte frei kommen können. Er sitzt seit nunmehr zehn Monaten in Untersuchungshaft.
Die Staatsanwaltschaft fordert eine Jugendstrafe von drei Jahren und sechs Monaten, die Verteidigung Freispruch mangels Beweisen. Die Verteidiger werfen Staatsanwalt Bernzen hingegen vor, einseitig gegen Linke zu ermitteln. Valentin S. hatte bereits bei einem Haftprüfungstermin im November angegeben, der Hooligan, der später am Verdener Eck verprügelt wurde, habe zuvor einen Ultra mit einer Bierkiste bewusstlos geschlagen. Bernzen nannte das damals eine Ausrede. Ein Video, das Verteidiger Wesemann in einem späteren Verhandlungstag vorlegte, stützt allerdings S.' Aussage. Sürig und Wesemann zeigten Bernzen an – wegen Strafvereitelung im Amt, weil dieser nicht viel früher auch gegen den Hooligan ermittelte.
In ihren Plädoyers wiederholten Wesemann und Sürig die Vorwürfe gegen Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz: Auch zu Mordaufrufen von Neonazis gegen Valentin S. sei etwa erst ermittelt worden, nachdem er Anzeige erstattet habe, erklärte Wesemann. „Insgesamt ist die Erfahrung, dass gegen die rechte Szene nicht so ermittelt wird, wie gegen die Antifa“, sagte er. Sürig ging noch weiter: Der Prozess werde im negativen Sinne Rechtsgeschichte schreiben: Wegen der Anordnung des Richters, im Saal keine antifaschistische Symbolik zuzulassen.

 

Leben in Clausnitz? „Mir gefällt's hier“

Gegen den Ort Clausnitz, Landkreis Mittelsachsen, wurde im Februar dieses Jahres öffentlich Anklage erhoben, es gab einen kurzen Prozess und ein hartes Urteil. Die Anklage stützte sich im Wesentlichen auf ein Video, zu sehen war ein Bus der Firma "Reisegenuss", darin weinende Menschen, davor ein grölender Mob.
Was wurde aus Luai, 14, dem tapferen "Jungen aus dem Bus"? Was aus Thomas Hetze, dem davongejagten Heimleiter mit AfD-Parteibuch? Und was überhaupt aus dem Ort und seinen Bewohnern?
Wie geht es dir, Luai? Gut, sehr gut! Hast du Freunde gefunden? Ja klar, ganz viele - schon zählt er sie auf, von Annika bis Raphi. Macht dir irgendetwas Sorgen? Ein paar kräftige Schatten ziehen in Luais Gesicht auf.

 

Gibt es einen ostdeutschen Rassismus?

Islamophobe Montagsmarschierer, Bürgerattacken auf einen Flüchtlingsbus, Ausschreitungen gegen Ausländer - Alltagsrassismus scheint im Osten anders verbreitet zu sein als in Westdeutschland. Aber warum ist das so und was hat das mit der DDR zu tun?
Ich mochte diesen Spruch noch nie, sagt eine Freundin, zeigt auf ein Plakat mit dem Satz "Wir sind das Volk!" Ich zucke kurz und denke: "Du bist ja nicht dabei gewesen!"
1949 wurde die DDR als "erster antifaschistischer Staat auf deutschem Boden" gegründet. Dem jungen Staat wurde damit schon im Titel ein schillernder Gründungsmythos mit auf den Weg gegeben: antifaschistisch - nicht der Nationalsozialismus ist das Erbe des neuen deutschen Staates, sondern der Widerstandskampf der Kommunisten. In dieser Tradition sahen sich die kommunistischen Führungseliten  - und ihre DDR.

 

Der Brandanschlag von Solingen – Ein Vierteljahrhundert rechter Terror

Am Sonntag jährte sich der Brandanschlag von Solingen zum 23. Mal. Damals starben fünf Menschen, die aus der Türkei stammten. Es ist vermutlich der rechtsextreme Anschlag in Deutschland mit den meisten Todesopfern seit 1990.

 

Ohne Rudolf Heß kann die NPD nicht

Unter ihrem Vorsitzenden Frank Franz versucht sich die NPD, das Image einer modernen Rechtspartei zu geben. Alte ideologische Zöpfe, die beim Wähler wenig Anklang versprechen, sollen abgeschnitten und durch aktuellere Themen ersetzt werden. Wie sehr diese Partei zur Identifikation allerdings den Nationalsozialismus braucht, zeigt ein Blick in die NPD-Postille Deutsche Stimme. In der Mai-Ausgabe wird – wieder einmal – der Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß glorifiziert.

http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/npd/artikel/ohne-rudolf-hess-kann-die-npd-nicht.html
 

Die Masche der AfD: Provozieren, relativieren, dementieren

AfD-Spitzenpolitiker erregen gern mit extremen Positionen Aufmerksamkeit. Anschließend folgt stets das Dementi: Man sei falsch verstanden worden. Die Masche hat Methode.  Im März schrieb AfD-Chefin Frauke Petry in einer Mail an die Mitglieder, um sich medial Gehör zu verschaffen, seien "pointierte, teilweise provokante Aussagen unerlässlich". Sie erst schüfen die notwendige Aufmerksamkeit für die Partei. Im zweiten Schritt könne man die eigene Position dann "sachkundig und ausführlicher" darstellen.
Es ist die Medienstrategie der AfD, und nicht nur ihre Spitzenfunktionäre verfahren nach dieser Methode. Aber vor allem sie. Aber: Nicht jede Provokation ist durchdacht, manche Rückzieher wirken alles andere als souverän. Höcke, Gauland, von Storch und ihre Sprecher weisen den Vorwurf selbst zurück, dass gezielt überzogen wird, um im Sinne von Petrys Aufmerksamkeitsstrategie zu überziehen und anschließend zu relativieren. Erkennbar ist dieses Muster in der AfD trotzdem.

 

"AfD? Das ist doch diese Hurensohn-Nazi-Partei." Bushido: „Scheiß drauf, ich wähl die trotzdem“

Der Rapper Bushido ist offenbar AfD-Wähler. In einem Video seines Youtube-Channels sprechen Bushido und sein Kollege Ali Bumaye über die Flüchtlinge in Deutschland. Als es um Migranten geht, die auf neue Flüchtlinge schimpfen, sagt Bushido: "Scheiß drauf, ich wähl trotzdem AfD, Alter." Sein Gegenüber schweigt zunächst, fragt dann: "AfD? Das ist doch diese Hurensohn-Nazi-Partei." Er würde nie wieder diese CDU wählen, entgegnet Bushido und lässt Beleidigungen folgen.
Die Berliner AfD reagierte sofort und hieß ihren neuen Wähler willkommen. Es brauche Mut, sich in der von rot-grünen Ideologen beherrschten Kulturszene zur AfD zu bekennen. "Herzlich Willkommen, Bushido, viele deiner Anhänger sind schon lange bei der AfD", schrieb Roland Gläser, Vorstandsmitglied und Kandidat für die Abgeordnetenhauswahl. Bushido solle dem Druck der vielen Konformisten trotzen und seinen Eigensinn behalten. Zusammen mit diesen Ratschlägen erhielt der Rapper eine Einladung zur AfD-Wahlparty am 18.September.

 

Vegane Café-Besucher traumatisiert: Von "Wurst-schwingenden Nazis" angegriffen

Am Sonntag griffen rechtsextreme Fleischesser vegane Café-Besucher in Georgien mit gegrilltem Fleisch, Würstchen und Fisch an. Es kam auch zu körperlicher Gewalt. Die Betreiber des veganen Cafés zeigen sich traumatisiert.
"Gestern kamen während unseres Filmabends eine Gruppe von Leuten in unser Café, die eine Anti-Vegan-Aktion vorbereitet hatten. Sie wurden sofort gewalttätig", schreibt das Café Kiwi auf seiner Facebook-Seite. Die Gruppe soll laut gesprochen und gelacht, sich respektlos verhalten haben. "Sie holten gegrilltes Fleisch, Würste und Fisch heraus und fingen an, es zu essen und es auf uns zu werfen und schließlich begannen sie zu rauchen", beschweren sich die Betreiber weiter. Scheinbar handelte es sich um eine Gruppe Rechtsradikaler, die sich selbst die "Bergmann"-Bewegung nennen. Auf der Straße wurde schließlich eine Frau wurde von den Rechtsextremen an den Haaren zu Boden gezogen, ihr Gesicht auf den Asphalt gedrückt. Die wenig später eintreffende Polizei bezeichnete die Cafe-Betreiber ohne weitere Erkundung der Situation als "Auslöser und schuldig".

 

Hate Speech: Die Hälfte aller frauenfeindlichen Tweets stammen von Frauen

Frauenfeindliche Tweets - dahinter vermuten viele eher Männer. Aber Frauen schlagen genauso gerne verbal um sich, haben britische Forscher festgestellt. Das kam raus, als sie drei Wochen lang rund 1,5 Millionen Twitter-Nachrichten analysiert haben, die alle die Wörter "slut" und "whore" enthielten. Diese Wörter zählen im Englischen zu den am häufigsten genutzten frauenfeindlichen Schimpfwörtern.
Bei der Tweet-Analyse wurden zuerst Porno-Werbeanzeigen aussortiert. Die übrigen Tweets haben die Forscher dann in verschiedene Kategorien sortiert: Ein Teil der User hat zum Beispiel einfach über die Schimpfwörter diskutiert, manche haben sich damit auch selbst bezeichnet, aber etwa ein Drittel der Schimpfwort-Tweets wurde mit aggressiver Absicht verschickt. Und sie kamen offenbar zur Hälfte von weiblichen Usern.

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