Statement gegen Homophobie im Stadion
No Dice - Ian Stenhouse

Wo die Liebe hinfällt!

Während rassistische und antisemitische Beleidigungen zumindest in den oberen Ligen als halbwegs tabuisiert gelten können, sind homophobe Schimpftiraden in den Stadien leider noch weit verbreitet. Wir nehmen deshalb den morgigen "Internationalen Tag gegen Homophobie" zum Anlass, um zu erklären, warum auch "Schwuchtel", "Lesbe", "schwul" und "lesbisch" als Schimpfwörter gar nicht gehen.

Von Martha Grau

Ob "Schwuchtel", "Lesbe", "schwul" oder "lesbisch" - für viele Menschen haben sich diese Wörter im alltäglichen Sprachgebrauch als Synonym für etwas Negatives und "Abnormales" eingebürgert. Auch im Stadion verwenden Jugendliche und Erwachsene diese Begriffe, um gegnerische Spieler, Fans oder SchiedsrichterInnen zu beleidigen.  

Was bedeutet "schwul" und "lesbisch" überhaupt?

Zunächst einmal  ist "schwul" ein umgangssprachlicher deutscher Begriff, der verwendet wird, um vor allem männliche Homosexualität zu bezeichnen. Er beschreibt also Männer, die eine Liebesbeziehung zu Männern führen – ebenso, wie der Begriff "lesbisch" die Liebe zwischen zwei Frauen beschreibt. Viele Menschen lehnen den "klinischen" Begriff "Homosexualität" ab, weshalb sich die Wörter "schwul" und "lesbisch" auch zur meist verwendeten Eigenbezeichnung von Homosexuellen entwickelt haben. Somit sind beide Ausdrücke an sich ziemlich neutral. Erst als Beleidigung wird der Gebrauch von "schwul", "lesbisch" und ähnlichen Bezeichnungen also problematisch.

Gerade in der "Männerwelt" Fußball werden homophobe Beleidigungen verwendet

Die Frage "Bist du schwul oder was?!" hat meist herzlich wenig mit einem wirklichem Interesse an den sexuellen Vorlieben der anderen Person zu tun. Oft werden damit Menschen betitelt, bei denen gar kein Zusammenhang zur Homosexualität besteht. In solchen Zusammenhängen ist "schwul" einfach ein negativ genutztes Adjektiv. Mit "schwul" und "lesbisch" soll auch oft eine Abweichung von der "Norm" ausgedrückt werden oder eine angebliche Unmännlichkeit. Gerade in der vermeintlichen "Männerwelt" Fußball finden deshalb homophobe Beleidigungen wie "Homo", "Lesbe", "schwul" oder "lesbisch" vielfache Verwendung.

"Aber es ist doch nur ein Wort"

Meistens wird dabei aber von denjenigen, die diese Wörter benutzen, abgestritten, dass sie tatsächlich etwas gegen Schwule oder Lesben haben. "Es ist doch nur Spaß" oder "Das ist halt im Fußball so" sind die am häufigsten verwendeten Ausreden, die man hört, wenn man sich über solche Beleidigungen beschwert. Oder, es wird ganz allgemein darauf hingewiesen, dass diese Worte doch einfach Teil des Sprachgebrauchs seien. Aber genau das ist das Problem: Diese Begriffe werden im allgemeinen Sprachgebrauch oft genug in einem negativen Kontext verwendet. Und solange dies geschieht, solange Worte wie "Homo", "Schwuchtel" oder "schwul" ständig auch in einem negativen Zusammenhang Verwendung finden, lassen sie Ho­mo­pho­bie allgegenwärtig werden, bleiben diese Wörter und das Schwul-Sein ganz allgemein als negativ im Bewusstsein. Kurz gesagt: Der Gebrauch von solchen Ausdrücken als Beleidigung kann Vorurteilen und Homophobie nur Vorschub leisten - und ist deshalb untragbar!

Es ist nichts Negatives als Mann einen Mann zu lieben oder als Frau eine Frau!

In einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft darf Schwul-Sein aber nicht "abnorm" sein – denn es ist nichts Seltsames, Negatives oder Minderwertiges, als Mann einen Mann zu lieben oder als Frau eine Frau zu begehren. Wo die Liebe hinfällt! Deshalb ist "schwul" kein Synonym für etwas Negatives und die Beleidigung von Leuten als "schwul" nichts Harmloses oder Lustiges, sondern das Gegenteil: schwulenfeindlich und diskriminierend!

Es wird also Zeit, dass man auch im Stadion eine Atmosphäre schafft, in der Menschen keine Probleme mit Homosexualität haben und deshalb Spieler und Fans ohne Angst zu ihrer Homosexualität stehen können Dazu gehört auch ein bedachter Sprachgebrauch und der reflektierte Umgang mit Sprache.

Ach ja: Genauso diskriminierend ist es übrigens, Leute als "behindert", "Jude" oder "Zigeuner" zu beschimpfen, denn Menschen mit Behinderung, Jüdinnen und Juden oder Sinti und Roma sind selbstverständlich Menschen wie alle anderen auch und deswegen nicht minderwertiger als andere. Auch diese Schimpfwörter sind immer Ausdruck einer mangelnden Sensibilität für die Diskriminierung, die mit ihnen einhergeht. Und: Auch diese Schimpfwörter haben deshalb im Stadion nichts zu suchen! 

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Dossier zum Thema "Homophobie" von no-nazi.net

17. Mai: Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie (Mut gegen rechte Gewalt)

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