Presse- und Blogschau 20.12.12 - 2.1.2013

Brandenburgs Verfassungsschutz warnt vor Rechtsextremen in Sportvereinen +++ Diskussionen über Rechtsextremismus und Fankultur bei Borussia Dortmund +++ Bundesliga: Braune Gefahr im Schatten der Moralpanik +++ "AUGEN AUF"-Broschüre erschienen +++ Fußballnationalmannschaft der Arbeiter +++ Internationaler Fußball: Rassismus als Tradition +++ Samba wehrt sich Rassismus

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von fussball-gegen-nazis.de

Brandenburgs Verfassungsschutz warnt vor Rechtsextremen in Sportvereinen

Die Chefin des Verfassungsschutzes in Brandenburg hat Sportvereine aufgefordert, sich stärker mit dem Thema Rechtsextremismus auseinanderzusetzen. Neonazis versuchten, das Vereinsleben zu beeinflussen. "Der Sport hat sich lange Zeit sehr schwergetan, weil man sich für unpolitisch gehalten hat", sagte Winfriede Schreiber in einem Interview. "Mehr und mehr erkennen die Vereine, dass sie sich zur Demokratie bekennen müssen." Viele hätten inzwischen in der Satzung ein klares Bekenntnis verankert. Dies werde jedoch nicht immer konsequent in der Praxis umgesetzt - oft aus wirtschaftlichen Gründen. "Uns macht seit Jahren eine Fangruppe des Fußballclubs Energie Cottbus wegen ihrer rechtsextremistischen Bezüge erhebliche Sorge", erläuterte Schreiber. "Doch der Verein hat sich noch nicht durchringen können, deutlich dagegen vorzugehen. Da spielen sicherlich Dinge wie Jahreskarten oder Sponsorengelder eine Rolle." Jüngst ist insbesondere die Kickboxszene in der Lausitz wegen rechtsextremistischer Mitglieder in Verruf geraten. (Märkische Oderzeitung, taz) Dem RBB hatte Schreiber vor wenigen Tagen gesagt, dass Sportvereine eine "echte körperliche Kampfansage" der Neonazis seien. Hinter ihnen stecke auch eine Drohung. Gerade dort engagierten sie sich besonders, weil das ihrer Elitevorstellung des Neonazismus entspreche: "Elite durch Schulung, Schulung in NSDAP-Gedanken. Aber auch Elitebildung in körperlichen Aktivitäten. Man stählt für die Übernahme der Macht." Sport und Neonazismus gehörten aber nicht zusammen. (RBB online)

Diskussionen über Rechtsextremismus und Fankultur bei Borussia Dortmund

Die Vereinsführung des Deutschen Meisters Borussia Dortmund hat sich in einer ausführlichen Stellungnahme zum eigenen Vorgehen gegen rechtsextreme Tendenzen im Umfeld des Klubs geäußert. (BVB-Website) Auch "Endstation Rechts" berichtet über die Neonazi-Problematik bei dem Bundesligisten und die Reaktion des Vereins. Unterdessen wird unter den Borussia-Fans sowohl über Rechtsextremismus, als auch über das DFL-Sicherheitspapier und Streitpunkte wie Pyrotechnik intensiv diskutiert. (Süddeutsche)

Bundesliga: Braune Gefahr im Schatten der Moralpanik

Die Sicherheitsdebatte im deutschen Fußball überdeckt eine tatsächliche Gefahr in den Fankurven: rechtsradikales Gedankengut. Im Interview der Woche von Eurosport spricht Gerd Dembowski über die akute Problematik. Der renommierte Fan-Forscher arbeitet für die Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit (KoFaS) am Institut für Sportwissenschaft der Universität Hannover. (Eurosport)

"AUGEN AUF"-Broschüre erschienen

Das Fußballstadion ist ein Ort des gesellschaftlichen Miteinanders. Aber es stellt auch ein attraktives Feld für die rechtsextreme Szene dar. Es wird versucht, Kontakt zu jungen, "erlebnisorientierten" Fans aufzunehmen, die auf der Suche nach Anschluss sind. Allerdings geben die Rechten sich hierbei nicht mehr deutlich zu erkennen. Oftmals verwenden sie versteckte Erkennungsmerkmale, die vielen unbekannt sind und immer schwieriger zu entschlüsseln sind. Hierbei orientieren sich die Nazis vor allem an der stilistischen Ausrichtung anderer Jugendkulturen. Mit einer neuen Broschüre, welche durch den Fonds "Für Toleranz und gegen Rechtsextremismus" der Stadt Oldenburg gefördert wurde, will der Verein "VfB für Alle" jetzt verstärkt über Codes und Symboliken aufklären, die im Alltag von Rechtsextremen eine Rolle spielen. Berücksichtigt werden sollen hierbei auch Elemente, die insbesondere auf Fußballfans zugeschnitten sind. Darüber hinaus werden am Ende der Broschüre (beruhend auf der derzeitigen städtischen Stadionordnung) Tipp gegeben, wie man sich am besten gegenüber Neonazis im Stadion verhält. Der Verein "VfB für Alle e.V." besteht aus einzelnen Vertreterinnen und Vertretern der Fanszene des Regionalligisten VfB Oldenburg. (VfB für Alle, dort auch Download der Broschüre).

Fußballnationalmannschaft der Arbeiter

Vor 80 Jahren lief zum letzten Mal die Auswahl des Arbeitersports auf. Damit endete ein Kapitel der Fußballgeschichte, das weitgehend ignoriert wird. (taz)

Vereine dürfen keine Polizeikosten übernehmen

In der Debatte um die Sicherheit in deutschen Fußballstadien scheint eine der größten Drohkulissen der Politik zu bröckeln. Das Bundesinnenministerium (BMI) gab auf Anfrage der Linkspartei zu, dass es derzeit "keine Rechtsgrundlage" dafür gebe, den Vereinen Kosten für Einsätze der Bundespolizei außerhalb der Stadien in Rechnung zu stellen. Das berichten der Deutschlandfunk und die Süddeutsche Zeitung. Die Entscheidung über die Finanzierung von Einsätzen der Landespolizeien müsse in den einzelnen Bundesländern fallen. (Sportal)

Internationaler Fußball: Rassismus als Tradition

Schlechte PR ist wie eine Krankheit, deren Symptome den Betroffenen von jetzt auf sofort gnadenlos niederstrecken können. Das gilt in besonderem Maße für Wirtschaftsunternehmen. Und als solche treten in der heutigen Zeit auch Fußball-Vereine auf. Schlechte PR gilt es deshalb zu vermeiden. Mit allen Mitteln. Vor allem, wenn es um Rechtsradikalismus und Rassismus geht. (Eurosport)

Samba wehrt sich Rassismus

Abwehrspieler Christopher Samba vom russischen Erstligisten FK Anschi Machatschkala hat erneut gegen Rassismus die Stimme erhoben. Der frühere Berliner Bundesligaspieler (Hertha BSC) kritisierte die Fangruppe von Zenit St. Petersburg, die kürzlich ihren Klub aufgefordert hatte, keine Nicht-Weißen oder Schwulen als Spieler zu verpflichten. "Die leben in einem anderen Jahrhundert", sagte Samba, der bereits selbst zur Zielscheibe rassistischer Anfeindungen wurde. (Fottymatters)

Drei Schritte vom Abgrund entfernt

Das DFL-Papier "Sicheres Stadionerlebnis" ist verabschiedet, die Stimmung weiter angespannt. Viele Fans protestieren und fordern einen Dialog auf Augenhöhe. Doch welche Rolle spielt der Fußball eigentlich für Anhänger und Funktionäre? Fussball-gegen-Nazis-Autor Jan Tölva schreibt im Transparent-Magazin über Interessenskonflikte und die aktuellen Problemfelder im Verhältnis zwischen Fans und Verbänden. (Transparent)

Andreas Rettig tritt Amt als DFL-Geschäftsführer an

Andreas Rettig hat am 2. Januar seine Tätigkeit als DFL-Geschäftsführer aufgenommen. Neben dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Christian Seifert, verantwortet der 49-Jährige ab sofort die Bereiche Spielbetrieb & Lizenzierung. Er tritt damit die Nachfolge von Holger Hieronymus an. (bundesliga.de) Fussball-gegen-Nazis sagt herzlichen Glückwunsch!

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