Am 1. Mai wollen Neonazis durch den Berliner Stadtteil Schöneweide marschieren. Zu dem breiten Bündnis, das zu Protesten gegen die rechtsextreme Demonstration aufruft, gehört auch die Initiative "Schöner Eisern ohne Nazis!" (S.E.o.N.) – ein Freundeskreis von Union-Fans, der sich 2009 im Umfeld der Demonstration gegen die bundesweite NPD-Demo in Köpenick gegründet hat. Wir dokumentieren das Pressestatement von S.E.o.N.:
"Sicher, rechtsradikale Sprüche, Einstellungen oder gar Taten sind nichts, wofür der 1. FC Union berüchtigt wäre. Unser Verein hat damit weniger Arbeit als etliche andere Vereine, weil er mehr dagegen macht.
Nazis sind auch kein Problem, was nur Fußballfans beschäftigen sollte; auch hier gilt: Fußball-Fans sind keine Verbrecher! Nazis sind allerdings immer noch ein Problem unserer Gesellschaft. Nicht nur wegen der NSU-Morde, sondern weil die Neonazis von selbst nicht aufhören. Und so kommt dieses Problem auch zu unserm Verein.
Am 1. Mai wollen sie wieder demonstrieren, in unserem Kiez mit der wunderbaren immergrünen Alten Försterei. Und darum rufe ich dazu auf, gegen die Neonazis auf die Straße zu gehen. Und für einen Verein, in dem wir alle weiter gemeinsam Platz haben und niemand wegen seiner Weltanschauung oder Religion, Hautfarbe oder Herkunft herausgedrängt oder gar verfolgt und bedroht wird.
Lasst uns gegen sie demonstrieren und von unserm Recht auf zivilen Ungehorsam Gebrauch machen: Schöner Eisern ohne Nazis!"
Helge Meves, Sprecher von "Schöner Eisern ohne Nazis!"
FAQs zu „S.E.o.N. Schöner Eisern ohne Nazis!“:
Wie ist S.E.o.N. organisiert?
S.E.o.N. hat sich dafür entschieden, keine feste Vereinsstruktur aufzubauen. Stattdessen wirkt S.E.o.N. beim 1. FC Union durch Mitarbeit in den Vereinsgremien, der Fan- und Mitgliederabteilung FuMA, in verschiedenen Fanclubs und hat daher auch keine Vorsitzenden und einige Sprecher.
Wie hat S.E.o.N. bisher gewirkt?
Über die erwähnte Mitarbeit hinaus durch einzelne meist anlassbezogene Aktionen, wie z. B.
- zum Erinnerungstag im deutschen Fußball 2011 anlässlich des Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau am 27.01.1945
- mit einer Veranstaltungsreihe „Auf den Rängen gibt’s kein Abseits“ zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus; vom Bündnis für Demokratie und Toleranz Treptow-Köpenick vorgeschlagen für den Julius-Hirsch-Preis des DFB 2012
- mit einem Infostand beim „Fest der Demokratie“ in Berlin-Schöneweide am 09.06.2012
- mit der (geplanten) Teilnahme am Kleinfeldfußballturnier beim „Fest der Demokratie“ in Berlin-Schöneweide am 08.06.2013
Sind für S.E.o.N. die Fanszenen z. B. beim FC St. Pauli oder Babelsberg 03 Vorbild?
Union genügt sich selbst: Wir versuchen mit unserer eigenen Geschichte, Kultur und Werten unseren eigenen Weg zu gehen. Ein anderer Verein wäre nicht mehr unserer. Ohnehin lassen sich Fußballkulturen nicht kopieren.
Der Name und die Aktionen sind politisch. Passen Politik und Fußball zusammen?
Es ist ein Spannungsverhältnis. Aber Politik ist immer schon im Stadion, z. B. mit dem Engagement gegen den Rassismus durch den DFB wie auch mit Restriktionen gegen Fans, mit dem Wegschauen bei oder Eintreten gegen Diskriminierung.
Unioner haben früher die Erfahrung eines politisch instrumentalisierten Sports gemacht und sind darum skeptisch wie sensibel. Und sie haben die neuen Erfahrungen gesammelt, dass etwas nur gut wird, wenn man es selbst in die Hand nimmt.
Werden Unionerinnen und Unioner an der Kundgebung oder der Demonstration gegen die NPD-Demo teilnehmen?
Sicher. Etliche Unioner hatten bereits am 01. Mai 2009 gegen die NPD-Demo in Berlin-Köpenick demonstriert. Und auch bei den letzten Demos gegen den europaweiten Aufmarsch der Neonazis in Dresden am 13. Februar waren zuletzt immer mehr rot-weiße Berliner mit dabei.
Mehr zum Thema im Internet:
Website "Schöner Eisern ohne Nazis"