Beim ersten Fußballfans gegen Homophobie Hallenmaster 2014 in Bremen nahmen zahlreiche Gruppen teil.
Fußballfans gegen Homophobie

Fußballfans gegen Homophobie e.V.: "Unterstützung, Mitbestimmung und Transparenz"

Wir haben uns gewundert, warum die Fußballfans gegen Homophobie (FFgH) eigentlich ein Verein sind und was es bringt, eine Fankampagne zu institutionalisieren. Also haben wir diese Fragen an Christian Rudolph, einen der Gründer der Kampagne, gestellt. Und über die Kritik am Begriff "Homophobie" diskutiert.

Das Interview führte Laura Piotrowski

LP: Ich habe Werbung auf Facebook gesehen, dass man Mitglied bei Fußballfans gegen Homophobie e.V. werden kann. Warum habt ihr aus der Kampagne einen Verein gegründet?

CR: Der Verein ist nicht neu, den gibt es schon seit circa zwei Jahren, wir haben vorher nur einfach nicht geschafft dafür größer zu werben. Auf uns sind immer wieder Menschen zugekommen, die gefragt haben, wie sie uns unterstützen können. Also haben wir den Verein gegründet, um auch eine Struktur zu schaffen  die mehr Teilhabe ermöglicht. Wir wollen dazu verstärkt  Bildungsarbeit machen, da hilft die Struktur eines Vereins auch um z.B. Fördergelder zu beantragen. Außerdem können wir mit einem eigenen Vereinskonto Spenden besser annehmen, das war vorher so auch nicht möglich. 

Warum sollte man Mitglied bei euch werden, was würde es mir zum Beispiel bringen?

Drei Dinge: Unterstützung, Mitbestimmung und Transparenz. Der Mitgliedsbeitrag kostet 6 bis 24 Euro im Jahr, das ist nicht viel, aber es unterstützt unsere Ziele. Auf der jährlichen Mitgliederversammlung und durch Übernahme von Vereinsämtern bieten sich für die Mitglieder mehr Möglichkeiten zur Mitbestimmung über die Ziele der Arbeit. Und nicht zu vergessen, Transparenz! Es entscheidet eben kein kleiner Kreis von Personen irgendwo in einem Hinterzimmer, sondern viele Köpfe bringen viele Inputs in die Kampagne.

Naja außerdem bekommt man natürlich immer eine Einladung zu unseren Netzwerktreffen. Und das jährliche Hallenfußballturnier richtet sich vorwiegend an Mitglieder.

Ich dachte, das Netzwerktreffen wäre die Mitgliederversammlung?

Nein. Zur Mitgliederversammlung dürfen nur stimmberechtigte Vereinsangehörige kommen und die entscheiden dann über die Ziele der Fußballfans gegen Homophobie. Die Mitgliederversammlungen waren bisher immer in Berlin, die Netzwerktreffen sind davon unabhängig und finden in unterschiedlichen Städten statt, um bundesweit präsent zu sein. Auch die Fußballturniere sind immer in anderen Städten, zuletzt in Leipzig.

Wie viele Mitglieder habt ihr denn?

Das müssten derzeit um die 70 sein. Nach dem letzten Hallenturnier sind auf jeden Fall einige neu dazu gekommen. Wir wünschen uns mehr Mitglieder, um den Verein noch breiter aufzustellen. Eintreten kann bei uns jeder und jede, der und die sich mit der Satzung identifiziert.

Gibt es eigentlich bald ein neues FFgH Banner? Ich dachte, beim letzten Netzwerktreffen im Oktober wurden dazu Ideen gesammelt, um sich auch gegen die Unterrepräsentanz von Frauen im Fußball zu wenden?

Ja, bis zur nächsten Mitgliederversammlung soll das stehen. Wir ergänzen das Banner um ein weibliches Kuss-Motiv, aber der Kampagnenslogan bleibt gleich.

Wir haben von Leserinnen und Lesern zuletzt wiederholt die Kritik bekommen, dass der Begriff Homophobie überholt ist, weil man den Hass auf Homosexuelle nicht als eine Phobie pathologisieren könne. Was meinst du dazu, warum haltet ihr am Begriff Homophobie fest?

Der Begriff hat sich einfach durchgesetzt. Ich denke auch, dass man ihn diskutieren kann. Aber das ist ein komplexes Thema, Homophobie ist ja mehr, als nur Hass. Manchmal ist es eben auch die Angst vor dem Unbekannten, ohne Hass zu sein. Häufig  genutzte Begriffe wie "Schwulenhass" würden es sogar noch mehr verkürzen. Eine Möglichkeit wäre von "Homofeindlichkeit" zu sprechen. Aber auch dieser Begriff schließt nicht alles ein, was ist mit Transgender, bisexuellen oder asexuellen Menschen? Außerdem ist Homophobie internationaler, der Begriff ist in vielen Sprachen verständlich.

Die Fußballfans gegen Homophobie gibt es mittlerweile in immer mehr Staaten. Schweiz, Österreich, Schweden, sogar Mexiko! Die Kampagne läuft ziemlich gut, auch weil sie so leicht verständlich und deutlich ist.

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Filmtipp

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