Es geht auch anders: Die Pugnatores Ultras aus der Fanszene des FSV Frankfurt mit einem Spruchband zum Frauen*kampftag 2015
Pugnatores Ultras

Arenen der Männlichkeit? Ausschluss von Frauen in der Fußball-Fankultur

16. Juli 2015, 19:00 – 21:00 Uhr, Fanprojekt Berlin, Cantianstr. 25, 10437 Berlin

Seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 ist der Anteil von Zuschauerinnen im Stadion spürbar angestiegen. Auch die aktuelle Frauenfußball-WM in Kanada stößt auf ein zunehmend breites Interesse. Trotzdem erscheint Fußball weiter als eine Männerdomäne, besonders in den Fankurven bleiben Mädchen und Frauen unterrepräsentiert. Wenn Frauen sichtbar werden, spielen sie selten eine eigenständige Rolle. Sie erscheinen als "Spielerfrauen", "Groupies" oder als die "Freundin von..." und müssen sich in der Fanszene ständig erklären, beweisen und profilieren. Dem zu Grunde liegt ein Mechanismus, der noch zu selten verhandelt wird: Sexismus.

Wie werden Frauen und Mädchen in den Fankurven ganz handlungspraktisch ausgeschlossen und unsichtbar gemacht? Liegt es zum Beispiel daran, wie die Gruppe "03nuller ★innen" vor einem Jahr formulierte, dass "männliches Prolloverhalten" einiger Ultras das "Bild eines mackrigen, sportlich versoffenen Typen als Vorbild an den Kurvennachwuchs (und darüber hinaus) transportiert"? Bleiben diese Rollen unwidersprochen? Existieren alternative Rollen für Männer? Müssen sich weibliche Fans diesen Verhaltensweisen anpassen, um Akzeptanz in der Kurve zu finden? Oder kann man nicht  "einfach Ultra unter Ultras sein", wie eine Fanaktivistin aus Bremen auf Fussball-gegen-nazis.de forderte?

Um Antworten zu finden, haben wir zwei Diskussionsgäste eingeladen.

Nicole Selmer ist Autorin des Fußballmagazins "ballesterer" und sagt, dass neben der männlich dominierten Fußballfankultur auch Potentiale für Frauen liegen, sich von gesellschaftlich festgelegten Rollen zu emanzipieren. Sie kritisiert gleichzeitig die Restriktionen für Frauen durch fußballtypische Männlichkeitskonstruktionen und daraus resultierenden Sexismus. Als Mitglied des Netzwerks F_in "Frauen im Fußball" ist sie schon länger aktiv, um Frauen im Fußball sichtbar zu machen und gegen Diskriminierung zu kämpfen.

Robert Claus forscht in der „Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit (KoFaS an der Uni Hannover) zu Männlichkeitskonstruktionen im Fußball. Für ihn macht die Dominanz körperbetonter und gewaltbereiter Männlichkeit die Stadien zu einer Arena für tradierte Rollenbilder. Er zeigt auf, dass diese besonders für rechte und rechtsextreme Einstellungen anschlussfähig sind. Ein aktuelles Beispiel bilden für ihn die "Hooligans gegen Salafisten".

Wir laden Euch herzlich dazu ein. Nach einem kurzen Input unserer Gäste wollen wir aber auch mit Euch ins Gespräch kommen. Was sind Eure Erfahrungen im Fanblock, was tun die Vereine für ihre weiblichen Fans oder sollte Geschlecht im Fan-Dasein eigentlich gar keine Rolle spielen?

Über eine Voranmeldung würden wir uns freuen.

 

Eine Veranstaltung von Fußball-gegen-Nazis.de und der Fachstelle Gender und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung in Kooperation mit dem Fanprojekt Berlin.

Die Veranstaltung wird vom BMFSFJ im Programm "Demokratie leben!", von der Dreilinden gGmbH und der Freudenbergstiftung gefördert.

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