Ein Projekttag für Lehrer und Pädagogen vom Netzwerk für Demokratie und Courage

Olaf Stuve stellt den Projekttag für Lehrer und Pädagogen des Netzwerks für Demokratie und Courage e.V. vor. Der Autor ist Soziologe und Referent im Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V.

Unter dem Motto "Was tun gegen Vorurteile, Diskriminierung und Rechtsextremismus?“ organisiert das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) einen Projekttag für LehrerInnen, AusbilderInnen und MultiplikatorInnen die sich mit den Themen intensiver beschäftigen wollen.

Der Verein mit Geschäftsstelle in Dresden ist mittlerweile in zehn alten und neuen Bundesländern aktiv. Die Idee des 1999 gegründeten Vereins ist es, mit seinen Projekten eine demokratische Kultur zu unterstützen, an der sich junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen aktiv beteiligen. Im NDC engagieren sich Schüler, Auszubildende und Studenten auf ehrenamtlicher Basis. Ihr Ziel: Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern Mut zu machen, nicht wegzusehen, wenn Mitschüler, Bekannte oder Kollegen rassistisch denken und handeln.

Projekttage nicht nur für Schüler

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Netzwerks sind die Projekttage "Für Demokratie Courage zeigen“, die an Schulen und Berufsschulen, in Jugendeinrichtungen und Ausbildungsbetrieben durchgeführt werden. Dabei handelt es sich nicht um Unterricht im klassischen Format. Vielmehr bieten die ehrenamtlichen Trainer und Trainerinnen den Schülern für einen Tag die Möglichkeit, in exemplarischen Situationen auszuprobieren, wie sie Zivilcourage im Alltag zeigen können. In den letzten drei Jahren hat das NDC mit regionalen Schwerpunkten in den neuen Bundesländern, Berlin, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland mehr als 400 Projekttage durchgeführt und rund 10.000 Jugendliche angesprochen.

Nah an der Praxis: Argumentationstraining

Darüber hinaus hat das NDC in Rheinland-Pfalz, Sachsen und im Saarland speziell für Lehrerinnen und Lehrer ein Weiterbildungsangebot entwickelt, bei dem es darum geht, rechtsextreme Organisationsformen zu erkennen, Argumentationsstrategien zu entwickeln sowie konkrete Strategien gegen Rechtsextremismus vor Ort aufzuzeigen.

Der Projekttag "Was tun gegen Vorurteile, Diskriminierung und Rechtsextremismus?“ richtet sich an Lehrer, Ausbilder sowie andere Multiplikatoren, die in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung tätig sind. Im Vorfeld können die Teilnehmer wählen, ob sie den Projekttag mit einer Gesamtdauer von neun Stunden, als eineinhalbtägige Veranstaltung oder in drei Modulen durchführen wollen.

In jedem Fall beginnt ein Projekttag für Lehrer praktisch: mit einem intensiven Argumentationstraining. Hier können alle Teilnehmer üben, wie sie rassistische Vorurteile widerlegen können, welche Argumente überzeugen und welche rechtsextremen Schülern die Vorlage für weitere Propaganda bieten. Die Gruppe entwickelt gemeinsam Argumentationsstrategien. Die Teamer ergänzen in diesem Teil die Erfahrungen und Ideen der Teilnehmer mit Beispielen aus der Praxis und Vorschlägen für grundlegende Hilfestellungen.

Vor Ort: Jugendkulturen und Rechtsextremismus

Der zweite Teil des Projekttags steht im Zeichen der Wissensvermittlung über die Organisierung der extremen Rechten sowie die Erscheinungsformen von extrem rechten Jugendkulturen. Es geht um Lifestyles von Jugendlichen, um Kleidungsmarken, Codes und Musikstile, die für die extrem rechte Jugendliche von Bedeutung sind.

Wichtig ist den Teamern an dieser Stelle, mit Beispielen aus der jeweiligen Region zu arbeiten – sei es im Bereich Rechtsrock, wo anhand von regionalen Bands und deren Texten und Styles die Verbreitung rechter Propaganda deutlich wird. Oder anhand der Aktionen von lokalen oder regionalen Autonomen Nationalisten oder NPD-Landes- und Kreisverbänden. Immer wieder kommt es vor, dass Lehrer und Pädagogen hier plötzlich die Namen von Bands wieder erkennen, deren CDs auf Schulhöfen oder im Klassenzimmer verbreitet sind.

Methodentrainings und andere Handlungsoptionen

Den dritten Teil des Projekttags können die Teilnehmer vorher auswählen: Entweder sie entscheiden sich für das Angebot, einzelne Methoden vertiefend zu erarbeiten. Sie können aber auch die Option wählen, Handlungsmöglichkeiten an ihren Arbeitsorten zu diskutieren und Praxisideen zu entwickeln. Oder sie beschäftigen sich mit den anderen Akteuren in der Region: mit welchen Strategien wird hier gegen Rechtsextremismus vorgegangen? Leitfaden im dritten Teil des Projekttags ist in jedem Fall die Frage, wie couragiertes Handeln und konkrete Handlungsmöglichkeiten in diskriminierenden Alltagssituationen in den pädagogischen Alltag umgesetzt werden können.

Für Lehrer und Pädagogen ist der Projekttag des NDC eine Chance, praxisnah und auf Augenhöhe mit ehrfahrenen Teamern alle Fragen zu Rechtsextremismus und Handlungsoptionen zu diskutieren, die ihnen unter den Nägeln brennen. Besonderen Wert legen die Teamer auf ein Gruppenklima, das auch kontroverse Diskussionen ermöglicht, und auf konkrete Ergebnisse.

Anfragen zum Projekttag für Lehrer können unter folgendem Weblink gestellt werden: Netzwerk für Demokratie und Courage e.V.

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