27.08.2018, Chemnitz
Belltower.News

Rechte, rassistische und antisemitische Gewalt ist in einem unerträglichen Ausmaß alltäglich geworden

Seit der Instrumentalisierung des gewaltsamen Todes von Daniel H. (35) in Chemnitz von Neonazis und organisierten Rassist*innen haben unabhängige Opferberatungstellen 93 Vorfälle von rassistischer, rechter und antisemitischer Gewalt und Bedrohungen registriert. Eine Dokumentation ausgewählter Vorfälle.

 

Pressemitteilung vom Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG)

 

Es sind lediglich diejenigen Angriffe und Bedrohungen aufgeführt, die entweder durch die Betroffenen, Polizei- oder Medien- und Blogger*innenberichte öffentlich gemacht wurden. Nicht im Einzelnen aufgeführt sind mindestens 34 Vorfälle von Körperverletzungen, Nötigungen und Bedrohungen, die die Opferberatung der RAA Sachsen alleine in Chemnitz seit dem 26. August 2018 registriert hat. "Das ohnehin schon viel zu hohe Niveau rassistischer und rechter Gewalt der vergangenen zwei Jahre steigt in einem besorgniserregenden Maß weiter“, sagt Judith Porath, Mitglied im Vorstand der Verbands der Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive. "Die Allgegenwart rassistischer Hetze führt dazu, dass es keine sicheren Orte mehr gibt: Ob in der Eisdiele beim Eisessen in Wiesloch, beim Zeitungsaustragen in Freiburg, beim S-Bahnfahren in Berlin und München, beim Bierfest im ländlichen Bayern oder in der eigenen Wohnung in Demmin - Geflüchtete, Familien mit Migrationshintergrund und Schwarze Deutsche müssen derzeit tatsächlich überall damit rechnen, von organisierten Neonazis und Rassisten oder von rassistischen Gelegenheitstäter*innen angegriffen zu werden."

Aus Sicht der im VBRG zusammengeschlossenen dreizehn unabhängigen Beratungsstellen sei es jetzt wichtiger denn je, „bei rassistischen Bedrohungen und Gewalttaten einzugreifen statt wegzuschauen“, betont Judith Porath. Es gelte jetzt deutlich zu machen, dass „die Solidarität mit den Betroffenen sich nicht auf Sonntagsreden reduziert.“ Das könne der Anruf beim polizeilichen Notruf sein, die Bereitschaft sich als Zeug*in zur Verfügung zu stellen oder sich unmittelbar an die Seite von Angegriffen den Täter*innen entgegenzutreten. Darüber hinaus fordern die Opferberatungsstellen eine konsequentere Strafverfolgung rechter, rassistischer und antisemitisch motivierter Gewalt und Bedrohungen: „Wir brauchen endlich in allen Bundesländern Schwerpunktstaatsanwaltschaften sowie eine Bereitschaft bei den Strafverfolgungsbehörden, rassistische, antisemitische und politisch rechte Tatmotive adäquat zu erkennen, zu benennen und unter Anwendung von §46 Abs. 2 Satz 2 StGB auch strafschärfend zu bewerten“, so Porath. „Im Übrigen werden wir es nicht zulassen, dass die extreme Rechte mit Daniel H. und auch Sophia L. aus Leipzig den gewaltsamen Tod von Menschen für rassistische Hetzjagden instrumentalisiert, die unter anderen Umständen Zielscheibe für Rassismus und rechten Bedrohungen waren.“

 

25.08.2018

Gegen 2 Uhr wird ein 22-jähriger Mann in der S-Bahn vor dem S- Bahnhof Springpfuhl in Berlin-Marzahn aus rassistischer Motivation von einem Mann beleidigt und angegriffen, der kurz zuvor schon zwei andere Männer angegriffen hatte. Zwei Zeugen greifen helfend ein. 

Nach einer gemeinsamen Feier in Bogenhausen in München versammelt sich eine 30-köpfige Gruppe bundesweit aktiver IB- Kader in der Schwanthaler Straße, um „Heil Hitler“ und andere NS- Parolen brüllend Passanten anzupöbeln und an Treffpunkten politischer Gegner NS-Parolen zu hinterlassen.

Als ein 28-jähriger Afghane vor einem Nachtclub in Salzwedel (ST) eine Zigarette raucht, wird er plötzlich von zwei Männern – von denen einer vermummt ist - angegriffen und zu Boden geschlagen. Dann springt einer der Angreifer auf die Brust des Betroffenen. Bevor die Täter mit Pkws flüchten, stehlen sie noch seine Tasche. Der 28-Jährige muss stationär im Krankenhaus behandelt werden.

 

26.08.2018

Im Zuge eines Aufmarsches von ca. 800 organisierten Rassist*innen und Nazihooligans in Chemnitz (SN) werden mehrere Menschen aus rassistischen Motiven angegriffen: Eine Frau mit Migrationshintergrund, die den Zug dokumentiert, wird massiv bedrängt. Zwei junge Männer werden geschlagen, beschimpft und über die Straße gejagt. Eine weitere junge Frau wurde zusammengeschlagen. Die Opferberatung der RAA Sachsen hat bislang sechs rassistisch motivierte Angriffe in Chemnitz am 26.8.2018 dokumentiert.

Ein 34-jähriger Mann, der gegen 18.20 Uhr in Begleitung von drei Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren und seiner Ehefrau inder Florian-Geyer-Straße in Berlin-Treptow unterwegs ist, wird von einem unbekannten Mann aus rassistischer Motivation beleidigt. Ein Zeuge greift ein, als der Unbekannte seinen Hund auf die Familie hetzt.

Auf einem Volksfest in Manching-Oberstimm (Lkr. Pfaffenhofen an der Ilm, BAY) werden der ehemaligen Fußballprofi George Mbwando und dessen US-amerikanische Begleiter*innen von sechs Männern rassistisch beleidigt und mit dem Tod bedroht. George Mbwando wird von einem der Männer ins Gesicht geschlagen und erleidet massive Schwellungen im Gesicht.

 

27.08.2018

Im Zuge der  zweiten  rechten  Demonstration  in Chemnitz  (SN) kommt es zu mindetsens sechs Angriffen auf Gegendemonstrant*innen mit zum Teil mehreren Verletzten: Einer jungen Frau wird die Nase gebrochen, eine andere wird durch einen Flaschenwurf am Kopf verletzt. In mindestens drei weiteren Fällen werden Journalist*innen, bedrängt und verfolgt. Zudem wird eine größere Gruppe Gegendemonstrant*innen auf dem Weg zum Bahnhof zweimal attackiert, mehrere Menschen werden verletzt.

 

28.08.20118

In Biesenthal (Lkr. Barnim, BRB) wird ein 27-jähriger Mann aus Somalia, der mittags mit seinem Fahrrad unterwegs ist, von einem 48-jährigen, bereits polizeibekannten Deutschen rassistisch beleidigt. Dann wirft der 48-Jährige mit einer Fahrradkette nach dem somalischen Mann und trifft ihn am Bein. Im Zuge der Ermittlungen stellt sich heraus, dass der Täter den Betroffenen zuvor bereits mehrfach beleidigt und beschimpft hatte.

Zwei Männer im Alter von 40 und 33 Jahren beleidigen gegen 20 Uhr in der S-Bahn in Höhenkirchen-Siegertsbrunn in München eine Gruppe Jugendlicher im Alter von 14 bis 17 Jahren. Anschließend packt der 40-Jährige unvermittelt einen der Jugendlichen an dessen T-Shirt und schlägt ihn mit der Faust ins Gesicht.

In Peiting-Herzogsägmühle (Lkr. Weilheim-Schongau, BAY) zerstört ein 27-jähriger Mann mit  Pflastersteinen u.a. Fensterscheiben eines Wohncontainers für Geflüchtete. Dann greift er einen Bewohner der Unterkunft an, der ihn zurückhalten wollte und verletzt einen Polizeibeamten.

 

29.08.2018

In Brandenburg a.d. Havel (BRB) eskaliert abends ein bereits seit längerem andauerndes rassistisches Mobbing in einem Mehrfamilienhaus in Hohenstücken. Ein 36jähriger Deutscher hatte schon mehrfach seinen 19-jährigen eritreischen Nachbarn rassistisch beschimpft. Diesmal ist er stark angetrunken und unterstreicht seine Beleidigungen, indem er den Betroffenen mit einem Einhandmesser bedroht. Der Betroffene flieht auf die Straße und bittet Passant*innen um Hilfe.

In Altena (NRW) wird ein 17-jähriger Syrer kurz vor Mitternacht auf der Straße rassistisch beleidigt und von drei Männern angegriffen, die ihn u.a. im Gesicht verletzten.

In Wismar (MV) wird am späten Abend ein 20-jähriger Flüchtling aus Syrien durch drei extrem rechte Angreifer in einem Park gezielt mit Schlagringen ins Gesicht und auf den Oberkörper geschlagen und rassistisch beschimpft. Der Betroffene muss stationär behandelt werden.

In Sondershausen (TH) wird ein 33-jähriger Eritreer von vier Männern, die der rechten Szene angehören, schwer verletzt.

 

30.08.2018

Ein Asylsuchender aus Eritrea stellt abends drei Einschusslöcher in den Fenstern seiner Wohnung in einer Gemeinschaftsunterkunft in Dresden-Gorbitz (SN) fest.

In Winnenden (BW) werden zwei eritreische Geflüchtete von zwei Männern rassistisch beleidigt. Dann zieht einer der Männer einen Teleskopschlagstock und bedroht die beiden Eritreer damit. Die Polizei stellt bei den beiden Tätern mehrere verbotene Schlag- und Hiebwaffen sicher.

In Chemnitz (SN) wird eine Gruppe Migrant*innen angegriffen, verfolgt und mit Flaschen beworfen.

In Leipzig (SN) werden eine Frau mit Migrationsgeschichte sowie ihre drei Kinder in der Straßenbahn von einem Pärchen bespuckt und beleidigt. Dabei fallen Beschimpfungen wie „Geht in euer Land zurück.“ Die Mutter wird dann vor den Augen ihrer Kinder geschlagen, getreten und verletzt.

 

01.09.2018

In Berlin-Schöneberg wird gegen 4.00 Uhr morgens ein 32- jähriger Mann am Nollendorfplatz von einer Gruppe aus rassistischer Motivation beleidigt, ins Gesicht geschlagen, verletzt und beraubt.

In München pöbeln zwei Männer Teilnehmer*innen einer linken Demonstration im Stadtteil München-Westend an. Sie zeigen den Hitler- und den Kühnengruß und bedrohen die Betroffenen.

Im  Zuge  der  dritten  rechten  Demonstration  in Chemnitz kommt es erneut zu Angriffen auf Journalist*innen. In mindestens13 Fällen werden Journalist*innen bedrängt, verfolgt, geschubst und geschlagen: Ein Journalist wird in einem Wohnhaus, von dem aus das Kamerateam filmen wollte, die Treppe hinuntergestoßen. In einem Dutzend Fälle schlagen Rechte - auch mit Gegenständen wie Krücken oder Fahnenstangen - gezielt gegen Kameras und andere Ausrüstungsgegenstände von Journalist*innen. Auch Gegendemonstrant*innen werden erneut attackiert und teilweise verletzt, darunter Teilnehmer*innen einer abreisenden SPD-/Juso- Gruppe aus Marburg. Bei  einem weiteren Angriff auf Gegendemonstrant*innen wird eine Person von Neonazis mit einer Fahenstange geschlagen und verletzt. Entlang der Demonstartionsroute der extremen rechten wird ein Bandproberaum attackiert, wobei eine Person von Neonazis durch  einen Flaschenwurd verletzt wird. Abseits des  Demonstrationsgeschehens wird ein Geflüchteter von vier vermummten Personen angegriffen und geschlagen und erleidet Verletzungen. Eine Gruppe vermummter, mit Flaschen, Stangen und einem Stahlrohr bewaffneter Neonazis greift das jüdischen Restaurant „Schalom“ in Chemnitz (SN) an, verletzt dessen Inhaber durch einen Steinwurf an der Schulter, zerstört die Restauranteinrichtung und ruft dabei „Judenschwein, verschwinde aus Deutschland“.

In einem kleinen Ort in Nordsachsen bei Leipzig (SN) versuchten zwei maskierte Neonazis gewaltsam in die Wohnung von M. einzubrechen, einem Menschenrechtsverteidiger aus der pakistanischen Provinz Belutschistan. Die Ehefrau von M. war zu diesem Zeitpunkt mit den fünf Kindern alleine in der Wohnung. Während die beiden Männer mit einem Baseballschläger und einem Billardqueue auf die Wohnungstür einschlugen, brüllen sie rassistische Parolen. Die Ehefrau ruft daraufhin zuerst ihren Mann an und anschließend die Polizei. Bevor die Beamten eintreffen, ziehen die beiden Männer weiter zum nahe gelegenen Kleingarten der Familie, wo M. mit drei Freunden den Abend verbracht hatte. Die Angreifer schlagen auf das dort geparkte Auto von M. ein und rennen dann weg. Im Juli 2018 hatten Neonazis dem Menschenrechtsaktivisten bei einem rassistischen Angriff beide Hände gebrochen.

Am Abend wird in Essen-Borbeck (NRW) ein Mitglied des Essener Integrationsbeirats vor einer Pizzeria angegriffen, auch ein afghanischer Flüchtling, der dem Betroffenen zu Hilfe, wurde von den Angreifern geschlagen.

 

02.09.2018

In Demmin (MV) bedrohen zwei unbekannte Männer nachts eine syrische Familie mit rassistischen Parolen und hämmern gegen die Eingangstür der Erdgeschosswohnung der Familie. Als sich ein Fensterflügel dadurch öffnet, reißt einer der Angreifer den 13- jährigen Sohn der Familie aus dem Schlaf und packt ihn an der Schulter. Dann gelingt es der Mutter, die Angreifer zurückzustoßen. Das Kind und seine ein Jahr ältere Schwester erleiden durch den Angriff einen Schock und müssen im Krankenhaus behandelt werden.

Eine ägyptische Familie wird in dem Kurort Rathen (Lkr. Sächsische Schweiz, SN) gegen 20Uhr auf einem Spielplatz von einem bislang unbekannten Mann rassistisch beleidigt und mit einem Teleskopschlagstock bedroht.

Eine islamfeindliche Demonstration mit ca. 30 vermummten Teilnehmer*innen aus der organisierten extremen Rechten zieht in Erfurt-Marbach (TH) vor das Haus der Grünen - Landtagsabgeordneten Astrid Rothe-Beinlich, die diese Art des Auftritts und die Ankündigung wiederzukommen als offene Bedrohung empfindet.

 

03.09.2018

An der S-Bahnstation in Rostock-Marienehe (MV) greift ein ca. 45-jähriger Mann abends drei Studierende aus Aserbaidschan mit einem Knüppel an, brüllte rassistische Parolen und verletzte einen der Studenten.

Eine 19-Jährige erleidet blutende Kopfverletzungen, als sie von mindestens einem Unbekannten im Pasinger Stadtpark in München (BAY) aufgrund ihres Aufnähers „Antifaschistische Aktion München“ beleidigt und dann niedergeschlagen wird. Die junge Frau musste mehrere Tage stationär im Krankenhaus behandelt werden.

 

04.09.2018

Gegen 13 Uhr wird in Berlin-Charlottenburg eine 32-jährige Frau, die von ihrem Ehemann und ihrer Tochter begleitet wird, auf der Bismarckstraße von einer unbekannten Frau aus rassistischer Motivation beleidigt, mit der Faust gegen den Hals geschlagen und verletzt.

 

05.09.2018

In einem Restaurant in Berlin-Neukölln werden mehrere Gäste durch einen 47-Jährigen, der sich als Polizist ausgibt, aufgefordert, ihre Ausweise zu zeigen. Als die Gäste und der Wirt sich weigern, ruft der Mann extrem rechte Parolen, zeigt den so genannten Hitlergruß und bedroht insbesondere zwei 24-jährige Gäste.

In einer Regionalbahn im Harz bei Wegeleben (ST) wird ein 15- jähriger syrischer Schüler nach rassistischen Beleidigungen von einem 20-Jährigen mit einer Bierflasche auf den Kopf geschlagen. Die blutende Kopfwunde des Schülers muss stationär im Krankenhaus behandelt werden.

In Leipzig wird eine syrische Frau antimuslimisch von einer Passantin beleidigt und vor eine Straßenbahn gestoßen.

In Sebnitz (SN) wird ein 20-jähriger Syrer von einem Unbekannten rassistisch beleidigt, gestoßen und mit einer Eisenkette auf den Kopf geschlagen. Der 20-Jährige erleidet Kopfverletzungen.

 

06.09.2018

Vor einer Passage in Halle-Neustadt (ST) wird gegen 21Uhr ein 25-jähriger Syrer, der dort mit seinem Tablet-PC surft unvermittelt aus einer größeren Gruppe von einer Frau mit einem Messer attackiert und an der Hand verletzt. Später erklärt die Frau, sie habe sich durch die Blicke des Syrers provoziert gefühlt.

 

07.09.2018

Kurz vor Mitternacht stürmt eine Gruppe von mindestens zehn vermummten Neonazis  in das   Kulturzentrum  „Hanseat“  in   Salzwedel, zerstört mit Baseballschlägern, Teleskopschlagstöcken und Schlagringen die Inneneinrichtung und fügt einem 17-Jährigen Besucher des als Treffpunkt für nicht- rechte, alternative und antifaschistische Jugendliche und junge Erwachsene bekannten Kulturzentrums durch einen Schlag auf den Kopf schwere Kopfverletzungen zu.

In Eberswalde (BB) beschimpft ein 31-jähriger Betrunkener einen 17-jährigen russischen Geflüchteten in der Nähe des Marktplatzes rassistisch und versucht, auf ihn einzuschlagen. Der betroffene Jugendliche kann dem Schlag ausweichen.

 

08.09.2018

Am Stachus in München beleidigt ein Unbekannter zwei Männer rassistisch. Als ein Fahrgast den Angreifer auffordert, dies zu unterlassen, erhält er einen derart harten Schlag ins Gesicht, dass seine Brille durch die geöffneten S-Bahntüren auf den Bahnsteig fliegt.

Teilnehmer eines Junggesellenabschieds in Wiesloch (BaWü) greifen mehrere türkischstämmige Gäste einer Eisdiele an, beleidigen sie rassistisch und rufen rechte Parolen. Einer der Angreifer ist bei der Polizei beschäftigt. Fünf Gäste werden leicht verletzt.

Nach einem Fußballspiel des SV Reutlingen gegen FC 08 Villingen wird ein Zuschauer unter Androhung von Gewalt von fünf Fans des Villinger Teams, die Neonazi-T-Shirts tragen, unter Gewaltandrohung dazu genötigt sein Antifa-Shirt auszuziehen und es ihnen auszuhändigen.

In Berlin-Mitte wird gegen 18.50 Uhr ein 35-jähriger Mann in der Karl-Liebknecht-Straße von einem 52-jährigen Mann aus LGBTIQ- feindlicher Motivation beleidigt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

In Berlin-Reinickendorf wird ein 30-jähriger Mann in der Quickborner Straße im Märkischen Viertel gegen 14 Uhr im Hausflur von einem 61-jährigen Nachbarn rassistisch beleidigt, mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen und verletzt.

In Berlin-Spandau wird gegen 11.30 Uhr eine 67-jährige Frau beim Aussteigen aus dem Bus der Linie 134 am Kladower Damm von einer 53-jährigen Frau rassistisch beleidigt und geschlagen. Die 67-Jährige flüchtet auf die andere Straßenseite, wo Zeugen sie unterstützen.

 

09.09.2018

Nach dem Tod eines 22-Jährigen in der Nacht  vom 8./9. September 2018, der nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit zwei afghanischen Asylbewerbern in Köthen (ST) gestorben war, rufen u.a. die Neonazi-Partei Die Rechte zu einem so genannten „Trauermarsch“ auf. Daran nehmen am Abend des 9. September 2018 rund 2.000 Personen teil,  darunter  mehrere  hundert  organisierte  Neonazis.  Sie skandieren u.a. "Nationalsozialismus jetzt". Mehrere Journalist*innen werden von den Aufmarsch-Teilnehmer*innen unter Gewaltanwendung an ihrer Arbeit behindert. Einem Berichterstatter wird dabei u.a. das T-Shirt zerrissen. Mehrere Journalist*innen müssen aufgrund der Gefahrenlage die Berichterstattung abbrechen. 

 

10.09.2018

Ein Unbekannter spricht nachmittags in einer Straßenbahn der Linie 4 in Dresden (SN) ein afghanisches Mädchen an, beleidigt die 17-Jährige und tritt sie dann gegen den Unterschenkel.

Ein Passant, der am Rand einer von 450 Rechten besuchten so genannten „Montagsdemonstration“ in Halle/S. (ST) vorbeiläuft, wird von mehreren Teilnehmern, die auch den Hitlergruß zeigen, rassistisch beleidigt und dann mit einer Flasche beworfen.

 

12.09.2019

In Chemnitz  (SN)  wird ein 41-jähriger Tunesier rassistisch beleidigt und von vier unbekannten Männern zusammengeschlagen und erheblich verletzt.

 

13.09.2018

Am Elternhaus des Bürgermeisters von Bad Überkingen, Matthias Heim (CDU), in Amstetten (BW) schmieren Unbekannte Hakenkreuze an die Garage, an die Hauswand das Wort „Brutstätte“. Einem Gemeinderatsmitglied hatten bereits Anfang August unbekannte Täter Hakenkreuze ans Auto gekratzt.

 

14.09.2018

Auf der Schlossteichinsel in Chemnitz (SN) machen sechs Neonazis im Alter von 27 bis 31 Jahren, die zuvor an einer extrem rechten Demonstration von „Pro Chemnitz“ teilgenommen hatten, laut Augenzeugen „Jagd auf alles, was linksalternativ aussah“: Die Neonazis verlangen zunächst von Teilnehmern einer Geburtstagsfeier Ausweise und beleidigen dann eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener aus Deutschland, Iran und Pakistan rassistisch und greifen dann an. Ein 26-jähriger Iraner erleidet dabei Schnittverletzung am Hals.

 

15.09.2018

In Hasselfelde (Lkr. Harz, ST) greifen zwei Männer eine vierköpfige Gruppe afghanischer Jugendlicher am Rand eines Sportplatzes an, beleidigen sie rassistisch und verletzen einen 17- Jährigen durch Schläge.  Eine Betreuerin der Gruppe stoßen die  Angreifer gegen ein Auto.

In Halberstadt (Lkr. Harz, ST) werden drei somalische Geflüchtete auf dem Weg zu ihrer Unterkunft von fünf betrunkenen Männern zunächst rassistisch beleidigt und beschimpft und dann angegriffen. Die drei somalischen Flüchtlinge und ein Angreifer ziehen sich dabei Verletzungen zu.

Gegen 22 Uhr wird im Münchener Stadtteil Schwabing- Freimann ein 19-jähriger Nigerianer von drei Männern auf dem Parkplatz eines Supermarktes angegriffen und geschlagen. Der Betroffene erleidet eine Platzwunde am Kopf und Schürfwunden. Ein Rettungswagen bringt den 19-Jährigen in ein Krankenhaus.

 

16.09.2018

Auf der Rückreise von einem Aufmarsch der extremen Rechten in Köthen (ST) greifen zwei Dutzend Neonazis Reisende und Polizisten am Hauptbahnhof in Magdeburg an. Nach einem Reisenden wird aufgrund seines Äußeren mit einer Flasche geworfen. Zuvor rufen die Neonazis rechte Parolen, zündeten Böller und begingen Ladendiebstahl. Dann werden zwei Polizisten der Bundespolizei angegriffen.

In Freiburg wird in den frühen Morgenstunden ein 29-jähriger Zeitungsausträger gambischer Herkunft am Busbahnhof von einem unbekannten Mann rassistisch beleidigt. Als der Betroffene sich die Beleidigungen verbittet, schleudert der Mann zunächst eine Bierflasche und versucht ihn dann zu schlagen. Der Zeitungsausträger kann den Schlägen zwar ausweichen, verletzt sich aber an einem Stahlträger. Keiner der wartenden Fahrgäste schreitet ein.

 

17.09.2018

Kurz nachdem eine 35-jährige Syrerin morgens in eine Straßenbahn in Merseburg (ST) einsteigt, kommt ein etwa 45 bis 55 Jahre alter Mann auf sie zu, beleidigt sie mit Gesten und versucht dann, sie zu schlagen. Erst als der Straßenbahnfahrer eingreift, lässt der Unbekannte von ihr ab.

 

18.09.2018

Eine 32-Jährige legt vorsätzlich einen Brand an einer Tür zum Technikraum einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Bad Überkingen (BW). Bei ihrer Vernehmung räumt sie ein, am 11. September 2018 mehrere gelbe Säcke vor einem türkischen Lebensmittelgeschäft angezündet zu haben. Dabei entstand ein Sachschaden von 70.000 Euro. Bei einer Durchsuchung finden Polizeibeamte eine Hakenkreuzfahne in der Wohnung der 32- Jährigen und einschlägige Posts auf ihren Social Media Profilen.

Ein Jeep-Fahrer beleidigt in Fürstenwalde/Spree (BRB) mehrere Personen, denen er eine nicht-deutsche Herkunft zuschreibt, rassistisch und bedroht sie mit einer Machete. Unter den Betroffenen sind Kinder im Alter von acht und 13 Jahren.

 

19.09.2018

In Weißenhorn (Lkr. Neu-Ulm, BAY) wirft ein 43-Jähriger einem Passanten aus Ägypten einen illegalen Sprengsatz vor die Füße. Der Mann kann der Detonation aber ausweichen. Bei einer nachfolgenden Hausdurchsuchung finden Polizeibeamte weitere 50 in Deutschland wegen ihrer gefährlichen Sprengkraft verbotene „Böller“ aus Osteuropa.

Am Schillerplatz in Dresden (SN) beleidigt ein 63-jähriger Mann eine 25-jährige Studentin aus Ägypten rassistisch. Er folgte ihr in die Straßenbahn. Dort forderte er sie auf, Deutschland zu verlassen. Zudem versuchte er ihr das Handy zu entreißen.

 

20.09.2018

Zwei 22 und 27 Jahre alte eritreische Geflüchtete werden in Quedlinburg (Harz) von einer vierköpfigen Gruppe zunächst beleidigt. Als sie Fotos von den Tätern machen wollen, schlagen die Männer ihnen das Handy aus der Hand und attackieren die Eritreer mit Fäusten. Durch das Einschreiten eines Zeugen kann Schlimmeres verhindert werden. Die Angreifer können entkommen. Die Polizei sucht den Helfer und Zeug*innen.

 

21.09.2018

Am Rande einer Demonstration der extrem rechten „Pro Chemnitz“ wurde das linke Vereinszentrum "Rothaus" von ca. 10 mutmaßlichen Teilnehmern des rechten Aufmarsches angegriffen. Das Haus wird mit Steinen und Eiern beworfen, eine Fensterscheibe wird zerstört. Drei Personen, darunter der Vorsitzende der Linken in Chemnitz, waren gerade auf dem Weg zum „Rothaus“, als sie plötzlich von den Angreifern verfolgt werden. Sie können sich rechtzeitig im Haus in Sicherheit bringen.

 

23.09.2018

Mehr als einhundert Neonazis ziehen abends in zwei Aufmärschen durch die Dortmunder Stadtteile Dorstfeld und Marten. Dabei skandieren sie völlig ungehindert antisemitische Parolen wie „Wer Deutschland liebt, ist ein Antisemit“, verherrlichen den Nationalsozialismus und zünden Pyrotechnik.

In den frühen Morgenstunden greift ein Mann in einer S-Bahn in München zwei Frauen aus Somalia und Äthiopien an, beleidigt sie, schlägt und tritt nach ihnen und würgt eine der beiden Frauen. Andere Passagiere zeigen sich solidarisch mit den Betroffenen und greifen ein.

 

An der Chronik beteiligte Opferberatungsstellen:

Before e.V. (München) 

BUD (Bayern) 

Leuchtlinie (Baden-Württemberg) 

LOBBI MV (Mecklenburg-Vorpommern) 

Mobile Opferberatung (Sachsen-Anhalt)

Opferperspektive e.V. (Brandenburg)  

Opferberatung der RAA Sachsen (Sachsen)

Team der Opferberatung Rheinland (NRW)

Reach Out (Berlin) 

 

 

 

drucken